Der Unterdrückte

ich-ag der woche

Der Islam ist in Malaysia Staatsreligion, und Mahathir Mohamad ist seit 1981 Premierminister. Dennoch stellte dieser zur Begrüßung des Treffens der Organisation der Islamischen Konferenz fest: »Wir sind alle Muslime. Wir werden alle unterdrückt.« Und der geknechtete Regierungschef erklärte auch, von wem: »Die Europäer töteten sechs von zwölf Millionen Juden. Doch heute regieren die Juden die Welt durch Vertreter.«

Beinahe hätten sie Malaysia ruiniert. Denn wer war schuld, als 1997 der Kurs der Landeswährung Ringgit abstürzte? »Die Juden sind nicht glücklich, wenn sie den Fortschritt der Muslime sehen«, erläuterte Mahathir. »Es sieht so aus, als ob sie die Währungskrise ausgelöst hätten.«

Den dennoch erkämpften ökonomischen Fortschritt Malaysias schreibt er vor allem seiner erleuchteten Führung zu. »Menschenrechte und Demokratie«, die natürlich auch »sie erfanden«, müssen deshalb eingeschränkt werden. Seine Landeskinder schützt Mahathir durch strenge Gesetze und Zensur. »Schindlers Liste« durfte in Malaysia nicht gezeigt werden, die Bevölkerung kann sich aber aus einer Übersetzung der »Protokolle der Weisen von Zion« informieren.

Mahathir hat seit langem angekündigt, in diesem Monat zurückzutreten. Doch seine Botschaft ist angekommen. Seine Ansprache wurde unter anderem vom saudischen Kronprinzen Abdullah, dem pakistanischen Militärherrscher Pervez Musharraf und dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai, den drei wichtigsten Verbündeten des Westens im »Krieg gegen den Terror«, mit stehenden Ovationen bedacht.

jörn schulz