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Mit dem Segen des Staats

Argentinien. Vor knapp sieben Monaten wurden die 58 Arbeiterinnen der wiederbesetzten Textilfabrik Brukman in Buenos Aires von der Polizei gewaltsam von ihrem Arbeitsplatz vertrieben, seit letztem Donnerstag dürfte es sich nur noch um einige Wochen handeln, bis sie wieder in das Gebäude einziehen dürfen. Nachdem die ehemaligen Besitzer vor zwei Wochen offiziell in Konkurs gegangen waren, erklärte das Stadtparlament von Buenos Aires das Fabrikgebäude und die in ihm enthaltenen Maschinen offiziell für enteignet. Die Arbeiterinnen, die eine Kooperative gebildet haben, erhalten zunächst für zwei Jahre unentgeltliches Nutzungsrecht.

Damit reiht sich Brukman in die Liste von etwa 130 wiederbesetzten, selbst verwalteten Fabriken im weithin deindustrialisierten Land ein. Die Kooperativen der Arbeiter genießen mittlerweile auch die Gunst von oben: »Das Unternehmen war ungerecht, teilweise wurden den Angestellten nur fünf Pesos (umgerechnet etwa 1,50 Euro) pro Woche gezahlt. Die Fabrik wurde unrechtmäßig geräumt, aber die Arbeiter haben ihren Kampf fortgesetzt.« Das waren nicht etwa Stimmen aus linken Parteien, sondern Äußerungen von Abgeordneten der Mitte-Rechts-Kräfte Partido Justicialista oder Unión Cívica Radical. Nur der Parlamentarier Crespo Campos von der rechten UeCeDe beschrieb die Arbeiterinnen noch als »Eindringlinge« und »Kommunisten«. Fast nüchtern wirkte dann auch das Urteil der Arbeiterinnen, die seit der Räumung neben der Fabrik ein Zelt und mehrere Stände eingerichtet haben. »Sicher haben wir uns gefreut, aber eigentlich haben wir diesen Schritt des Parlaments erwartet. Schon vorher waren alle Fraktionen auf unserer Seite«, beschreibt Elena Caliba der Jungle World die Situation. Trotzdem ist sie überzeugt: »Ohne den alltäglichen Kampf von unten mit den vielen Unterstützern wäre nichts passiert.«

Good bye, Dr. M

Malaysia. Kaum hatte sich der Premierminister Malaysias, Mohamad Mahathir (Dr. M.), auf seine unannachahmliche Art über die »jüdische Weltherrschaft« beklagt, trat er auch schon zurück: Am Freitag übergab er die Macht an seinen Nachfolger Abdullah Badawi; seinen Rücktritt hatte er vor 16 Monaten angekündigt. Seit 1981 hat Mahathir Malaysia einen autoritären Modernisierungskurs verordnet; die Ökonomie, die auf Ausfuhr von Zinn, Kautschuk und Palmöl basierte, ist heute führend im Export von Dell-Laptops und Intel-Prozessoren. Modernisierung und Islamisierung gingen in den letzten Jahren Hand in Hand. Der Islam ist in Malaysia Staatsreligion, und in zwei Provinzen gibt es eine strikte Version der Sharia. Dr. M’s Attacken auf islamische Organisationen mit dem Vorwurf, sie führten die Bevölkerung nicht in die moderne Welt, wurden komplettiert durch seine antisemitischen Ausfälle. »Falls ihr denkt, ich sei antimuslimisch, hier ein wenig Antisemitismus.« Auf diese griffige Formel brachte der New York Times zufolge der Wirtschaftsprofessor Jomo K. Sundram Dr. M’s Tiraden.