Alles wird schlechter, weil …

… John Lydon seit dieser Woche in der britischen Variante der Promi-Dschungelshow zu sehen ist. Sagen die einen. Lydon ist 18jährigen Abiturienten, die ein bisschen strubbelig und schmuddelig sind und die ihre Bierflasche festhalten, als sei sie eine Krücke, nur unter dem Namen Johnny Rotten ein Begriff, als Sänger der Sex Pistols. Dass er mit seiner Band Public Image Limited größere Verdienste erwarb, wissen sie nicht. Wohl aber wissen diese Jungs, dass Rotten/Lydon nun ein Verräter ist. Wie auch alt gewordene Männer, die einst Punks waren und nun Musikkritiker sind: »Wenn es so weit mit dem ›Prince of Punk‹ gekommen ist, dann hat uns alle am Ende die Mittelmäßigkeit eingeholt«, schrieb Lee Randall. Doch Lydon macht, was er will, wenn er neben dem »Boxenluder« Katie Price in »I’m a Celebrity … Get Me Out of Here!« agiert. Er hat wahrscheinlich eine gute Gage ausgehandelt, und sich Ungeziefer in die Unterhose schütten zu lassen ist sicher angenehmer als Touren mit Sid Vicious. Dass jemand deshalb um seine Identität fürchtet, ist sein Problem.

Schlechter wird alles, weil dieser Auftritt von den Kids und ihren Opas als Verrat angesehen wird, weil sie noch immer nicht wissen wollen, was seit 25 Jahren allerorten geschrieben steht: Punk war ein Witz. Zu wünschen wäre, dass auch die Idioten von The Exploited oder diverse Electropunx endlich in Blödelshows gehen. Denn erst dann hört das dumme Gerede vom »wahren Underground«, also vom richtigen Leben im falschen, endlich auf.

jörg sundermeier