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Veteran gegen Drückeberger

USA. Die Latinos und die Schwarzen zu umwerben, ist wichtig, doch niemand kann ohne die Stimmen der weißen Männer Präsident werden. Diese von Wahlforschern nach den in den USA beliebten Autorennen als Nascar dads bezeichnete Gruppe stellt 39 Prozent der Wählerschaft, und erfahrungsgemäß kürt sie nur einen »echten Kerl« zum Präsidenten. Vermutlich dieser Erwägung verdankt John Kerry seine überraschenden Erfolge bei den Primaries, die über den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten entscheiden.

Kerry verdiente sich in Vietnam gleich drei Purple-Heart-Auszeichnungen und noch ein paar Orden mehr. George W. Bush dagegen bevorzugte damals den geruhsamen Dienst bei der Nationalgarde in Alabama. Offenbar halten viele Demokraten einen Persönlichkeitswahlkampf, der den dekorierten Veteranen gegen den Drückeberger in Uniform stellt, für erfolgversprechender als eine scharfe politische Abgrenzung. Im Gegensatz zu den bisherigen Favoriten Howard Dean und Wesley Clark war Kerry nie ein Gegner des Irakkrieges. Manche glauben allerdings, dass ihm der nötige Charme fehlt. In der linksliberalen Zeitung The Nation kommentierte David Corn: »Er sieht aus, als ob er zu viel denkt. Ist Amerika dafür bereit?«

Selbstverteidigung im Sand

Japan/Irak. Eigentlich hat Japan gar kein Militär, sondern nur Selbstverteidigungskräfte, und die Verfassung verbietet Kampfeinsätze. Doch Premierminister Junichiro Koizumi will das Land zwar nicht am Hindukusch, aber im Irak verteidigen. Am Sonntag rückten dort die ersten japanischen Soldaten ein. Insgesamt sollen 1 000 Selbstverteidiger im südirakischen Samawah stationiert werden. Ihr Auftrag sei »eher die Wiederaufbauhilfe als die Terrorismusbekämpfung«, versuchte Koizumi die Öffentlichkeit zu beruhigen.

Insbesondere die von Japan kolonisierten oder im Zweiten Weltkrieg überfallenen asiatischen Staaten, aber auch viele Japaner fürchten ein Wiederaufleben des Militarismus. Koizumi ließ es sich auch in diesem Jahr nicht nehmen, einen Schrein zu besuchen, in dem japanische Kriegsverbrecher verehrt werden. Er strebt bis 2005 eine Änderung der Verfassung an, die Kampfeinsätze gestatten soll. Der Widerstand gegen eine so einschneidende Maßnahme ist noch groß, aber einer Umfrage des Kyodo News Service zufolge unterstützen mittlerweile fast 70 Prozent der Bevölkerung den Irak-Einsatz.

Explosion in der Moskauer Metro

Russland. Am Freitag explodierte während der morgendlichen Rush Hour in einem überfüllten Waggon in einem extrem tief gelegenen Tunnel der Moskauer Metro ein Sprengsatz. Nach offiziellen Angaben kamen 39 Menschen ums Leben, über 130 haben Verletzungen erlitten. Bislang existieren lediglich äußerst vage Hinweise auf die möglichen Täter. Ein Mann soll unmittelbar vor der Explosion einer Metroangestellten ein »großes Fest« prophezeit haben, nach ihm wird gefahndet. Andere Berichte gehen davon aus, dass wie bei den Selbstmordanschlägen im vergangenen Jahr eine Frau den Sprengstoff gezündet haben soll.

Während die Ermittler noch im Dunkeln tappten, war Präsident Putin bereits klüger. Er glaubt zu wissen, dass hinter dem Anschlag niemand anderes als der ehemals zum Präsidenten Tschetscheniens gewählte General Aslan Maschadow steht; der hat dies jedoch umgehend dementiert und Friedensverhandlungen angeboten. Einige Tage zuvor hatten Mitglieder des Europäischen Parlaments seinen Vorschlag einer Uno-Mission in Tschetschenien unterstützt.

Erhebliche Ressourcen

Demokratische Republik Kongo/Deutschland. Unter der Führung seines Staatsgastes Joseph Kabila, des Präsidenten des Kongo, seien »Fortschritte bei der Demokratisierung und der Stabilisierung des Landes« gemacht worden, erklärte Gerhard Schröder am Freitag. Ob er damit die wachsenden Spannungen in der aus Warlords gebildeten Übergangsregierung, das Wiederaufflammen der Kämpfe im Nordosten des Landes oder die Angriffe auf UN-Ermittler in der Provinz Ituri meinte, erläuterte der Kanzler nicht.

Kabila möchte bei seinem Besuch in Deutschland und anderen europäischen Staaten vor allem um Investoren werben, hofft aber auch auf Unterstützung beim Aufbau von Polizei und Armee. Frankreich und Belgien haben bereits Militär- und Polizeihilfe zugesagt. Auch Schröder interessiert sich für die »erheblichen Ressourcen« des rohstoffreichen Landes, mochte aber keine weiter gehenden Zusagen machen. Noch wachen die Warlords eifersüchtig über diese Ressourcen, und es mangelt nicht an Unternehmen, die geplünderte Rohstoffe kaufen. Zu Direktinvestitionen aber ist kaum jemand bereit, solange die von Schröder geforderten »verbesserten Bedingungen« nicht geschaffen wurden.

Bedrängte Inkarnation

Nepal. »Harte Maßnahmen werden gegen alle angewendet, die auf den Straßen republikanische Parolen rufen«, drohte Bildungsminister Hari Bahadur Basnet. Immerhin gilt König Gyanendra als Inkarnation des Gottes Vishnu. Dennoch forderten im Rahmen eines von den wichtigsten Parteien organisierten Generalstreiks am Montag der vergangenen Woche 15 000 Menschen in der Hauptstadt Kathmandu demokratische Reformen und Neuwahlen. Die verbotene Demonstration wurde von der Polizei gewaltsam aufgelöst.

Im Oktober 2002 entließ Gyanendra die gewählte Regierung, weil sie die bewaffnete Rebellion der Maoisten nicht unter Kontrolle bekam. Das allerdings gelang dem zum Premierminister ernannten Royalisten Surya Bahadur Thapa auch nicht, obwohl die Zahl der Soldaten von knapp 50 000 auf 80 000 erhöht wurde. Am Sonntag kündigte der von zwei Seiten bedrängte Monarch an, »so bald wie möglich« Wahlen abzuhalten.