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Die nicht!

Skandal. »Nippelgate«, womit der »Skandal« gemeint ist, den Justin Timberlake auslöste, als er beim letzten Super Bowl eine Brust Janet Jacksons von der Sicherheitsfolie befreite, zieht immer weitere Kreise. Nicht nur, dass Jackson nun den Intimschmuck verticken möchte, den ihre Brustwarze bei diesem Ereignis deutlich sichtbar für das Fernsehpublikum schmückte, nun wird sie auch eine Filmrolle nicht bekommen, die ihr bereits zugesichert war. Eigentlich hätte sie die legendäre Sängerin Lena Horne in einem Fernsehfilm darstellen sollen, doch die 86jährige Horne war angeblich so empört über den Fall Timberlake/Jackson, dass sie sich nicht mehr von Jackson verkörpern lassen möchte.

Walser nicht mehr obdachlos

Martin Walser. Was wurde in den letzten Monaten nicht alles darüber spekuliert, bei welchem Verlag Martin Walser demnächst seine Bücher unterbringen wird. Die jahrzehntelange Freundschaft zwischen ihm und dem Frankfurter Suhrkamp-Verlag war zuende gegangen, so viel war klar.

Nach dem Tod von Siegfried Unseld war Suhrkamp nicht mehr der Verlag, der er vorher war, Walser fühlte sich hier anscheinend zunehmend unwohl. Einiges hat sich hier verändert, Martin Walser selbst spielte durch die Veröffentlichung seines arg umstrittenen Buches »Tod eines Kritikers« selbst eine entscheidende Rolle bei diesen Veränderungen, da sich Suhrkamp erstmalig mit dem Vorwurf konfrontiert sah, einen antisemitischen Roman veröffentlicht zu haben.

Überhaupt war alles ziemlich turbulent zuletzt bei Suhrkamp. Ulla Berkéwicz, die Witwe Unselds, wurde zur ziemlich umstrittenen Geschäftsführerin, ein langjährig bestehender Stiftungsrat zersetzte sich selbst und erst vor kurzem verließ der ehemalige Verlagsleiter Günter Berg Suhrkamp. Er verließ ihn in RichtungHamburg, genauer: Hoffmann und Campe.

In Hamburg, wenn auch bei Rowohlt – Tusch! Sensation! Endlich wissen wir Bescheid und können wieder beruhigt schlafen – wird nun auch Walser andocken. Schade ist das nur für den Berliner Verbrecher-Verlag. der sich zuletzt so rührend um das Wohl Walsers gekümmert hatte und diesem gerne selbst ein Dach über dem Kopf zur Verfügung gestellt hätte.

Aber es wird alles noch viel kurioser, die ganze Geschichte wird jetzt erst richtig spannend. Denn nicht nur Walser verlässt Suhrkamp, sondern auch all seine Bücher, die er dort in den letzten Jahrzehnten publiziert hatte. Wie nun zu erfahren war, hatte Walser kurz vor dem Tod Unselds mit diesem in einer Art Geheimvertrag 1997 festlegen lassen, dass er nach Unselds Tod mit seinem bisher erschienen Werk sozusagen verfahren könne, wie er wolle. Dies ist im Verlagswesen eine völlig unübliche Praxis. Unseld, so vermutet die SZ, »war so sehr der Verlag selbst, dass, wenn er gehen musste, auch die Autoren sollten gehen können«.

Welche Tretminen, so fragt man sich nun, hat Unseld kurz vor seinem Tod noch gelegt? Wird sich demnächst herausstellen, dass der halbe Suhrkamp-Autoren-Stall per Vertrag dazu berechtigt ist, das sinkende Suhrkamp-Boot zu verlassen, und den Notproviant wie selbstverständlich gleich noch mitnimmt?

25 cm zu viel

Schmuddelkram. Howard Stern ist ziemlich populär in den USA. Weil er über Schmuddelkram und Promi-Klatsch dauererregt und provokant zu berichten weiß wie kaum ein anderer Radiomoderator. Doch nun hat ihn Clear Channel, der größte Hörfunk-Konzern in den USA, erstmal mundtot gemacht. Begründet wird dies mit der »Null-Toleranz-Strategie« des Senders, was so viel bedeutet wie: Eigentlich wollen wir keinen Sex und kein Reden über den Sex. Eigentlich.

Stern scheint es anscheinend einfach zu weit getrieben zu haben. Er hatte sich mit Rick Salomon unterhalten, dem Ex-Freund von Soapstar und Millionen-Erbin Paris Hilton, der ein Sex-Video von sich und Hilton gedreht und auch noch zugänglich gemacht hatte. Der Talk über das Video scheint Clear Spot jedoch eher egal gewesen zu sein. Was den Sender jedoch richtig störte, war, dass Stern sich mit Salomon über dessen Penisgröße unterhalten hatte. Bei der Penisgröße stößt das amerikanische Moralverständnis anscheinend an seine Grenzen.

Der Schenkelgrapscher

Noch ein Skandal. Die Rolle, die bei uns Marcel Reich-Ranicki innehat, nämlich die des Literaturpapstes, gebührt in den USA dem ausgewiesenen Shakespeare-Kenner und Yale-Professor Harold Bloom. Wie Reich-Ranicki gilt auch er eher als konservativer Zeitgenosse, der mit Pop oder so etwas wie Postrukturalismus oder gar feministischer Literaturwissenschaft lieber nicht behelligt werden möchte.

Ausgerechnet Bloom, heute 73 Jahre alt und zudem noch ziemlich krank, wird nun von der amerikanischen Bestsellerautorin Naomi Wolf beschuldigt, sie in ihrer Studienzeit begrapscht zu haben.

Der angebliche Vorfall jedoch liegt bereits 20 Jahre zurück. Wolf war damals 20jährige Studentin in Yale. Sie brauchte ein Stipendium, Bloom kam angeblich deswegen bei ihr zuhause vorbei, eine Flasche Alkohol soll er auch mit im Gepäck gehabt haben und dort soll es dann passiert sein.

Wolf erntet mit ihren Anschuldigungen nun nicht nur Mitleid. In Yale wollen die Kollegen Blooms Wolfs Ausführungen gleich gar keinen Glauben schenken und die stets streitbare Feministin Camille Paglia findet Wolfs Angriff gar lächerlich und meint, dass Wolf ihr Leben lang nichts anderes getan habe, als vor Männern »ihre Brüste hüpfen zu lassen«.

Wolf selbst will mit ihrem Vorgehen bewirken, dass in Yale, der Eliteuniversität, offener mit Schenkelgrapschereien umgegangen wird, die laut Wolf regelmäßig zwischen Lehrkörper und StudentInnen vorkommen. Schließlich will ja bestimmt nicht jede, die ihre Brüste hüpfen lässt, zum Dank des Professors Pranke zwischen den Beinen spüren.