Liebt gern!

Der letzte linke Student XXX von jörg sundermeier

Der letzte linke Student ist hoffnungslos. Er ist: hoffnungslos verliebt. Er ist verliebt in die neue schönste Studentin. Und die neue schönste Studentin: ist offensichtlich nicht abgeneigt. Sie lächelt, wenn der letzte linke Student den Raum betritt. Oder: sie schaut ihn manchmal an, wenn er zu ihr hinguckt. Das alles sind: eindeutige Zeichen. Allerdings: die neue schönste Studentin ist auch nicht vollständig zugeneigt. Denn: sie sendet einerseits eindeutige Signale. Andererseits aber: sendet sie nur Signale.

Was tun? Das fragt sich der letzte linke Student seit Wochen. Denn: auch er kann keine eindeutigen Signale senden. Weil: nachher blamiert er sich. Und außerdem: sind eindeutige Signale sexistisch. Jedenfalls sofern: sie von Männern kommen. Sexistisch aber: ist der letzte linke Student nie. Denn: er ist links. Zudem ist er noch: der neue Mann. Beides wiederum: bedingt sich.

Übrigens kann der letzte linke Student gerade mal: nachdenken. Er kann: das Problem bei der Wurzel packen. Er kann das, denn: niemand lenkt ihn von dem Problem ab. Weil: das Problemverursachende ist weg. Präziser: die neue schönste Studentin ist in den Urlaub gefahren. Selbstredend wäre: der letzte linke Student gern mit der neuen Studentin gefahren. Aber: so weit ist es eben noch nicht.

Nun gilt: Politik ist Interessenvertretung. Der letzte linke Student nun wieder: macht Politik. Er macht dies: weil er Stratege ist. Er macht es allerdings auch: weil er es kann. Der letzte linke Student hat sich nämlich selbstkritisch betrachtet. Selbstkritik ist das A und O der linken Politik. Ergebnis der Selbstkritik des letzten linken Studenten: Der letzte linke Student kann Politik sehr gut. Dies sind die Vorbedingungen. Nun kann der letzte linke Student also: analysieren. Er weiß: das Private ist politisch. Liebe ist privat. Insofern kann man mit Kant schließen: dann muss Liebe politisch sein.

Politik hinwieder: eröffnet ein weites Feld. Arbeit zum Beispiel: ist auch Politik. Und Liebe: ist auch Arbeit. Beziehungsarbeit. Arbeit aber, das ist eine alte Forderung der Linken, muss abgeschafft werden. Soll nun die Liebe abgeschafft werden? Nein, das ist nicht im Sinne des letzten linken Studenten.

Man sieht: der letzte linke Student ist in Gefahr. Er könnte: seine Gefühle wegdenken. Dann aber würde er: zu einem unverbesserlichen Stalinisten. Weil er: gefühllos wäre. Gefühllos ist man wiederum: ohne Hoffnung. Ohne Hoffnung aber: keine Utopie. Soweit die Logik. Nun kaut der letzte linke Student an seinem Füller. Schreiben birgt oft: die Lösung in sich. Besser: das Geschriebene. Der letzte linke Student schreibt in das besondere Notizbuch: »Liebe ist Beziehungsarb. (Negri u.ä.). Beziehungsarb. ist Arbeit, die sehr anstrengend ist. Sie sollte, wie jede andere Arbeit, entlohnt werden. Das sollten wir uns zur Forderung machen. Dann gäbe es für den ganzen Scheiß wenigstens Kohle.« Aber: nee: nee! Dieses Geschriebene: birgt keine Lösung. Denn: zu negativ. Liebe freilich ist: schön. Also ist Liebe: keine Arbeit. Andererseits. Dann wieder. Allerdings. Jedoch. Dem letzten linken Studenten ist ganz wirr geworden. An einem Tag wie heute ist wirklich: alles Scheiße. Sogar: die Ferien. Noch mal: was tun? Warum bloß hat Lenin nicht über die Liebe geschrieben? Warum ist das Wetter schlecht? Genau das sind die Fragen, denen auch wir uns endlich einmal stellen sollten.