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Wach und bau auf!

Stadtschloss. Die desolate Haushaltslage des Berliner Senats hat auch ein Gutes: Die hauptstädtischen Ambitionen, das gesprengte Stadtschloss wieder aufzubauen, konnten ausgebremst werden. Zumindest wurde im November 2003 ein Moratorium von zwei Jahren beschlossen, und seitdem war Ruhe. Nun versucht Bundestagspräsident Wolfgang Thierse schlafende Schlosshunde zu wecken und das vergessene Projekt wieder in Erinnerung zu rufen.

Vor allem bei Bundesbauminister Manfred Stolpe, in dessen Ressort das architektonische Prestigeprojekt fällt. Thierse forderte den Minister auf, die Ausschreibung des Wettbewerbs voranzutreiben. »Es geht um die Komplettierung des Weltkulturerbes Museumsinsel, einer der faszinierendsten Museumslandschaften der ganzen Welt«, erklärte Thierse auf einer Veranstaltung des von Wilhelm von Boddien gegründeten privaten Fördervereins Berliner Stadtschloss. Der hat mittlerweile fünf Millionen Euro gesammelt, es braucht aber für den Wiederaufbau 600 Millionen. Also gibt es auch keinen Grund für Manfred Stolpe, sich allzu sehr zu beeilen. Es sei denn, jemand wüsste, woher die fehlenden 595 Millionen kommen könnten.

Steht auf und geht!

Buch. Mit Stift und auf Papier, ganz nach alter Sitte hat Papst Johannes Paul II. seine Autobiografie niedergeschrieben, die im Juni zu seinem 84. Geburtstag veröffentlicht wird. Das 200 Seiten dicke Werk mit dem für den hochbetagten Verfasser doch irritierend sportiven Titel »Steht auf, lasst uns gehen« wird auch auf Deutsch erscheinen, der Verlag steht noch nicht fest. Das Buch soll die vorpäpstliche Zeit zwischen 1958, als Karol Wojtyla zum Weihbischof von Krakau ernannt wurde, und 1978, als er zum Papst gewählt wurde, umfassen.

Posch ohne Spice

ProSiebenSat1. Neuer Mann, neues Glück: Der bisherige Chef des ProSiebenSat1-Konzerns, Urs Rohner, verlässt das Unternehmen und überlässt den Sessel dem bisherigen Chief Operating Officer Guillaume de Posch. Der Belgier kündigte an, er werde die Gewinne des größten deutschen TV-Konzerns steigern und zwar durch zusätzliche Online-Aktivitäten und Home Shopping. Außerdem werde ProSiebenSat1 daran arbeiten, sich die Rechte an der Fußballbundesliga zurückzuholen, hieß es vollmundig. Posch gilt als Vertrauter des neuen ProSiebenSat1-Eigentümers Haim Saban, der bereits kurz nach der Übernahme des Senders Veränderungen im Vorstand vorgenommen hat.

Kultur bleibt Kultur

Koch-Steinbrück-Papier. Das Kulturland Deutschland muss im Ausland nicht als mittelloses Opfer brutaler Sparkommissare auf Betteltour gehen. Dieses Schreckensszenario hat sich erledigt, seitdem feststeht, dass die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik von den geplanten massiven Kürzungen verschont bleibt. Das große Streichen im Bereich der Kulturarbeit im Ausland war eine Idee des Duos Roland Koch und Peer Steinbrück, die in ihrem so genannten Koch-Steinbrück-Papier einen »Subventionsabbau« vorsahen. Der Trick: Auswärtige Kultur- und Bildungsmittel sollten demnach als Subventionen und nicht wie bisher als Investitionen angesehen werden. Dies hätte zu gravierenden Kürzungen in Millionenhöhe geführt. Die Umwidmung – Kultur als Subvention – hat jedoch keine Anhänger gefunden, und die betroffenen Kulturinstitutionen zeigten sich erleichtert, dass sie noch mal den Zwängen des Marktradikalismus entwischen konnten. Laut der Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien, Monika Griefahn, wird es aber dennoch einige Kürzungen geben.

Attas American Psycho

Mohammed Atta. Es ist eine gängige Methode von Biografen, sich den unheimlichen Charakter von Diktatoren, Mördern und anderen Bösewichtern über die Befragung ihrer Geliebten erschließen zu wollen, wobei sexuellen Details besondere Aussagekraft zugetraut wird. Klar, dass solche Recherchen leicht ins Dubiose kippen. Um eine solche höchst fragwürdige Studie dürfte es sich bei Daniel Hopsickers »Welcome to Terrorland« handeln, deren deutsche Übersetzung gerade im Verlag Zweitausendeins erschienen ist.

Das Buch zeichnet die letzten Monate des Attentäters Mohammed Atta nach. Besonderes Gewicht haben darin die Aussagen der angeblichen Geliebten des Terroristen, einer 24jährige Kellnerin. Die Liebesgeschichte der beiden soll heftig gewesen sein; jede Sünde, die das westliche Leben allgemein und die Vergnügungsindustrie Floridas insbesondere zu bieten haben, soll von Atta begangen worden sein. Laut Amanda Keller sah das so aus: Drei Tage saufen, koksen, Striplokale besuchen und den Tänzerinnen Geld in die Strings stecken – alles, was ein Mann eben so macht, der sich gerade unsterblich verliebt hat. Sonst noch was? Nein, Sex mit Atta habe eher keine große Rolle gespielt, zur Begründung macht Keller dunkle Andeutung über die Anatomie des Ex und dessen Leidenschaft für Füße. Auch das horrorartige Ende der Beziehung folgt in Grundzügen den Scripts von »American Psycho« und »Fatal Attraction«: Amanda Keller treibt es mit einem Neuen, während der abservierte Atta im Nebenzimmer alles mit anhören muss, so dass er sich entschließt, seiner Ex das Liebste zu nehmen: ihre Katzen, die mit aufgeschlitzten Bäuchen enden.

Dieser Spaßmuslim mit den sadistischen Zügen hat offenbar nichts zu tun mit der Person, die die Öffentlichkeit aus einem anderen Dokument bereits kennt: In dem Atta zugeschriebenen Papier, das die US-Behörden nach dem Attentat vom 11. September 2001 gefunden haben wollen, bestand der Muslim noch darauf, dass Frauen weder bei seiner Beerdigung noch an seinem Grab zugegen sein dürften. Auch die Zeugen, die den späteren Massenmörder aus seiner Zeit als Student in Hamburg-Harburg kennen, erinnerten sich an Atta als einen fleißigen, distanzierten und in sich gekehrten Menschen, der es vermied, Frauen die Hand zu geben.