Eiszeit ja, Eiszeit jein

Das sagen die Experten

»Roland Emmerichs neuer Film über eine Klimakatastrophe kann nach Einschätzung des Wissenschaftlers Mojib Latif einen Beitrag zum weltweiten Klimaschutz leisten. ›Ich finde es gut, dass so ein Thema von Hollywood aufgegriffen wird und der Klimawandel der Öffentlichkeit wieder bewusster gemacht wird‹, sagte der Kieler Klimaforscher in einem dpa-Gespräch. Er betonte jedoch, das in dem Streifen ›The Day After Tomorrow‹ inszenierte Szenario einer neuen Eiszeit sei ›wissenschaftlich nicht haltbar‹.

›Es ist eines der gängigen Missverständnisse in der Öffentlichkeit, dass der Golfstrom in Folge der Erderwärmung zusammenbricht und eine neue Eiszeit anbricht‹, sagte Latif, der am Institut für Meereswissenschaften (IFM) der Universität Kiel den Forschungsbereich Ozeanzirkulation und Klimadynamik leitet. ›Es gibt kein wissenschaftliches Modell, das auch nur annähernd ein Ausbleiben des Golfstroms simuliert‹, betonte der international renommierte Professor. ›Eins steht fest: Es wird keine neue Eiszeit geben.‹« (www.stern.de/wissenschaft/natur/)

»Die Katastrophe beginnt, als das Larsen B Eisschelf auseinander bricht. Zur Beruhigung: Das ist in der realen Welt schon passiert, und New York, das wieder einmal zur Kulisse eines Katastrophenfilms wird, steht immer noch. Der Larsen B Eisschelf in der Antarktis bricht auseinander – das schaltet im hohen Norden den Golfstrom ab. Den Ausgangspunkt des Horrorszenarios findet Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung zumindest nicht vollkommen aus der Luft gegriffen:

›Die Meeresströmungen im Atlantik sind sehr wichtig für das Klima, denn sie transportieren riesige Wärmemengen in den Atlantik, also zu uns. Diese Wärme wird an die Luft abgegeben und wärmt unser Klima insbesondere in den Wintermonaten. Wir wissen aus der Klimageschichte, dass diese Strömungen häufig durch Instabilitäten gegangen sind und sich relativ abrupt, innerhalb von zehn Jahren etwa, geändert haben.‹«

(www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak)

»Hans von Storch etwa, Direktor des Instituts für Küstenforschung in Geesthacht, bewertete die Visionen als nicht realistisch: ›So ablaufen kann ein Klimawandel auf keinen Fall‹. In der Wirklichkeit könne sich zwar einiges ähnlich abspielen, ›aber in der Summe gilt: völlig daneben‹, urteilte der Direktor des Instituts für Küstenforschung in Geesthacht, berichtete das von der Bundesregierung geschaffene Deutsche Klimaforschungsprogramm (Deklim).

Klimaforscher von Storch kritisiert, dass im Zentrum der Leinwandstürme die Temperatur binnen Minuten auf eisige Werte fällt. ›Das funktioniert schon aus Gründen der Wetterdynamik auf keinen Fall.‹« (www.bbv-net.de)

»›Prinzipiell gute Ideen, aber über weite Strecken drastisch überzeichnet‹, so kommentierte der Chef-Klimatologe der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf der Hohen Warte in Wien, Ernest Rudel, den jüngsten Umwelt-Schocker ›The Day after Tomorrow‹. Ein Problem hat der Klimaforscher, der den Film gemeinsam mit der APA vorab gesehen hat, vor allem mit dem Tempo der im Streifen geschilderten Klimaänderungen.« (Der Standard)