Alles wird schlechter, weil …

… in Singapur die Prohibition einer populären Droge aufgehoben wurde. Seit vergangener Woche ist der Kaugummi wieder erlaubt.

Seit 1992 war in Singapur Herstellung, Import und Verkauf von Kaugummis verboten. Aus Reinlichkeitsgründen, das war die offizielle Begründung. Vermutlich war einfach die Bande staatlicher Statistiker in Gang gesetzt worden, um eine Horrorvision auszuarbeiten: Wenn nur jeder zehnte der 3,4 Millionen Einwohner der Stadt täglich einen Kaugummi kaut und ausspuckt, hat man bei einem geschätzten Kaugummidurchschnittsgewicht von drei Gramm eine Tonne Klebemasse pro Tag zu beseitigen. So droht dem Biotop Singapur der klebrige Rest!

Aber das war natürlich nur ein Vorwand. Tatsächlich ging es dem Staat beim »War on Chewing Gums« darum, dem Genuss einen Riegel vorzuschieben. Es kam, wie es kommen musste: Ein florierender Schwarzmarkt entwickelte sich mit illegalen Kaugummilabors, Gangs von Jugendlichen, die mit Pumpguns ihr Marktsegment verteidigten, und verelendeten Süchtigen. Und über die Extraprofite aus dem Schwarzhandel entstand eine neue Kapitalfraktion.

Wie aber die Legalisierung legitimieren? Die Gesundheitsbehörden teilen mit, zu »therapeutischen Zwecken« seien 19 Sorten zugelassen, darunter zuckerfreie und Nikotin-Kaugummis. Igitt! Und selbst die dürfen nur in Apotheken und nur an registrierte Käufer abgegeben werden. Therapie statt Genuss, rigide Kontrollen und das Kaugummiracket an den Schalthebeln der Macht: ein prächtiges Ergebnis des staatlichen Anspruchs, alles und jedes zu kontrollieren.

carlos kunze