Der Gast-Kalif

ich-ag der woche

Das einst so gebräuchliche Wort »Gastarbeiter« ist aus der Mode gekommen, die damit verbundene Vorstellung aber ist lebendig und zeigt sich regelmäßig bei Debatten über nicht deutsche Delinquenten. Ob Islamisten, Dealer oder PKK-Aktivisten – immer, wenn irgendwelche Kanaken sich nicht so verhalten, wie es die Deutschen gerne hätten, besinnt man sich darauf, wer doch nur ein Gast ist, der bei ungebührlichem Verhalten vor die Tür gesetzt werden darf.

Dabei haben die Journalisten, die den spöttischen Namen »Kalif von Köln« erfanden, den Sachverhalt treffend beschrieben. Denn seit sich Metins Vater Cemaleddin Kaplan 1983 von der islamistischen Bewegung Milli Görüs trennte und seinen eigenen Verein ins Leben rief, ist dieser eine rein deutsche Veranstaltung, die man in der Türkei allenfalls aus der Presse kennt. Und der Operettenkalif Metin Kaplan, der seit 23 Jahren hier lebt, ist ein deutscher Islamist. Keine Frage, als solcher gehört er bekämpft. Aber eben als solcher. Auf die Idee, Horst Mahler abzuschieben, kommt schließlich auch niemand.

Spätestens des nächsten Sprosses aus der Kölner Kalifendynastie, Fatih Kaplan, wird man sich nicht auf diese Weise entledigen können. Denn er hat, wie 600 000 Ex-Türken seit 1990 auch, die deutsche Staatsbürgerschaft erworben. In absehbarer Zeit wird man die hiesigen Islamisten als inländisches Problem erkennen müssen. Oder man wird das Grundgesetz ändern müssen, um sie ausbürgern und abschieben zu können. Klar ist bereits, dass die Abschiebung Metin Kaplans auch die Abschiebung anderer anerkannter Asylbewerber ermöglichen könnte.

deniz yücel