Schönheit ist was anderes

Nur drei EM-Spieler bestehen den Ästhetiktest von elke wittich

»Alles, was ein Mann schöner ist als ein Aff, ist ein Luxus«, ließ Friedrich Torberg vor vielen Jahren seine »Tante Jolesch« sagen. Auch wenn immer mal wieder drittklassige deutsche Schauspielerinnen versuchen, den Satz als von ihnen erdachtes Bonmot in irgendwelchen Interviews unterzubringen, bleibt er doch wahr. Denn auch wenn sie es selber nicht wahrhaben wollen, zählt das Aussehen bei Fußballspielern bestenfalls zu den Tertiärtugenden.

Den schönsten Spieler der Europameisterschaft zu prämieren, ist zudem eine fast unmögliche Aufgabe. Denn natürlich verströmt ein in dummfarbene Trikots gekleideter, völlig nass geschwitzter Mann im Großen und Ganzen eine Menge fieser Gerüche, aber niemals Sex.

Schon gar nicht, wenn er nach dem Spiel die üblichen Phrasen absondert und von »kompaktem Stellungsspiel« oder »gelungenen Einzelleistungen« redet. Aber auch frisch geduscht sehen die meisten Kicker halt nicht besonders toll aus. Die deutsche Nationalmannschaft, ohnehin nie ein besonders schöner Anblick, schickt in diesem Jahr eines der hässlichsten Teams.

Über Oliver Kahn muss man nichts mehr sagen, über Michael Ballack dagegen sehr wohl. Irgendein zweifellos ihm übel wollender Stylingberater hat ihm vermutlich letztens erklärt, dass er mit schwarz kolorierten Haaren unbedingt mediterran aussehe. Nichts könnte weniger stimmen, Ballack sieht nun aus wie tendenziell hellhaarige Blässlinge mit schwarzkolorierten Haaren eben aussehen: hässlich.

Nee, richtige Fußballschönlinge sehen anders aus. Wobei Aussehen tatsächlich nicht alles ist, denn natürlich muss so ein richtiger Kickergott auch einige andere Kriterien erfüllen, bevor er sich tatsächlich als europaweiter Frauenschwarm durchsetzen kann.

Ein rundum ästhetisches Verhalten ist wichtig; ob der Mann auf dem Platz seinen Gegnern reihenweise die Kniescheiben bricht, ist dabei völlig unerheblich. Nach dem Spiel soll der Kerl halt keine Flüssigkeiten aussondern, keinen Unsinn reden, schon gar nicht in einer Sprache, die außerhalb seines Landes verstanden wird, und keine dusselig anzusehenden Freudensprünge aufführen.

Und deswegen gilt es bei der Europameisterschaft genau hinzusehen, wie sich auf den ersten Blick recht sehenswerte Kicker benehmen. Denn hat man wirklich jemals mit eigenen Ohren gehört, das der wunderschöne Engländer James Beattie schweratmig in ein Mikrophon sprach? Oder gesehen, wie er einen Interviewer mit Schweiß volltropfte? Nö, hat man nicht.

Würde es dem engelsgleichen Schweden Johan Mjällby einfallen, während eines vermeintlich unbeobachteten Moments kurz nach dem Abpfiff und vor dem Trikottausch mit einem entschlossenen Schnaufer jede Menge gelben Rotz aus seiner Nase herauszuprusten und die herumbaumelnde eklige Masse schließlich am Jerseyärmel abzuwischen? Selbstverständlich nicht.

Würde es dem bildhübschen Italiener Fabio Cannavaro einfallen, seine zweifellos unglaublich platten Spielanalysen in einer anderen Sprache als Italienisch vorzutragen? Nein, würde es nicht.

Schönheit kann so einfach sein.