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Ich schlag’ dich tot

Hip Hop in Deutschland. Nach einer langen Flaute geht es hip hop-mäßig in Deutschland endlich wieder hoch her. Nur Erfreuliches gibt es freilich nicht zu melden.

Marcus Staiger, Chef des Berliner Hip Hop-Labels Royal Bunker, wollte etwa auf dem Berliner Radiosender Kiss FM die neue Single von Eko Fresh und Azra anpreisen, die in seinem Haus erschienen ist. Dafür sprach er persönlich beim Musikchef des Senders, Jens Dimmler, vor. Dieser jedoch lehnte die Nummer »Dünya Dönyür – Die Welt dreht sich« ab, und zwar mit der Begründung: »Diese Türkenmusik spiele ich nicht.«

Staiger freilich gefiel die so begründete Absage überhaupt nicht, und so postete er Dimmlers Meinung über die »Türkenmusik«, die er nicht willig sei zu spielen, hinaus in die deutsche Hip Hop-Szene und rief dabei indirekt zum Boykott des Senders auf. Dieser ging in die Offensive und erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen Staiger, der damit nicht mehr behaupten durfte, Kiss FM spiele keine türkische oder türkischsprachige Musik. Vor Gericht jedoch bekam nun Staiger Recht. Dimmler hatte wohl tatsächlich etwas gegen »Türkenmusik« einzuwenden gehabt, und somit entschuldigte er sich und muss außerdem die Prozesskosten tragen. Ob er nun von Kiss FM gekündigt wird, wie man es eigentlich erwarten dürfte, ist noch nicht klar.

Stress hat derzeit aber nicht nur Staiger mit Dimmler, sondern auch der Rapper Azad mit dem Rapper Sido. Letztgenannter hat übrigens auch Stress mit Staiger, was aber wieder eine ganz andere Sache ist. Azad und Sido jedenfalls mögen sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht so recht und dissten sich zuletzt immer wieder gegenseitig. Das übliche Geplänkel in HipHophausen eben. Doch nun ist es es auf einem Open Air richtig ernst geworden, die Sache ist eskaliert. Sido hatte auf der Bühne davon gefaselt, dass er jetzt gerne ein Bett hätte, um sich darauf einmal gehörig die Mutter von Azad vorzunehmen. Dies wiederum hat Azad gar nicht gefallen. Mit einem ganzen Clan nahm er sich Sido vor, auch Schlagringe kamen zum Einsatz, und die Polizei musste eingreifen.

Sido entschuldigte sich später bei Azad und gab zu, dass dessen Mutter wohl doch nichts mit der hirnlosen Auseinandersetzung zwischen ihm und Azad zu tun habe.

Kein Recht auf rechte Schlager

Udo Jürgens. Genauso grässlich wie der einschlägige Nazi-Deppen-Rock von Nazi-Deppen-Bands ist das Zeug, das Liedermacher-Nazis zum Besten geben. Zu den gefürchtetsten dieser Hanneswaderlinge von rechts gehören Frank Rennicke und Michael Müller. Wenn diese beiden zu Gezupfe über Hitlers Großartigkeiten trällern, kommen selbst stiernackigen Nazi-Deppen Tränen der Rührung.

Müller und Rennicke haben sich bereits vor Jahren daran gemacht, den Schlager »Mit 66 Jahren« von Udo Jürgens umzudichten. In der neuen Version geht es nun nicht mehr um das Glück, das man auch im hohen Alter noch finden kann, sondern um das Glück, dass sechs Millionen Juden von den Nazis ermordet wurden.

Udo Jürgens hat nun Strafantrag gegen die Urheberrechtsverletzung der Liedermacher-Nazis gestellt. »Udo Jürgens verurteilt die Verbreitung des antisemitischen und verhöhnenden Gedankenguts aufs Schärfste«, gab er in einer Mitteilung bekannt, und zudem gab er an, sich von Müller und Rennicke persönlich beleidigt zu fühlen.

Vier Fäuste für ein Rating

Hollywood. Filmverbote und Indizierungen sind immer noch die beste Werbung für einen kleinen Independentstreifen, Hollywood-Blockbuster jedoch müssen für möglichst viele Altersgruppen freigegeben werden, um wirklich hunderte von Millionen Dollar einzuspielen. Deshalb gibt es in Hollywood einen regelrechten Kampf um die Ratings, und es wird alles versucht, einen Film auch für Schüler frei zu bekommen. Niedrigere Ratings sind schließlich bares Geld.

Hollywood ist mit seinem Versuch, die freiwillige Selbstkontrolle in den USA zu verwässern, immer erfolgreicher geworden; zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Harvard School of Public Health. Sie bemängelt, dass die Kategorien, nach denen die freiwillige Selbstkontrolle Filme bemisst, immer schwerer zu durchschauen geworden seien. Filme, die denselben Ratings zugeordnet werden, weisen demnach unterschiedlich viel gezeigte Gewalt und Brutalität auf, die Ratings, so heißt es, seien kaum mehr nachzuvollziehen.

Unabhängige Vereine wie »Screen It!« sind deswegen auf die großartige Idee gekommen, die Zahl der Schüsse, Schwertstreiche, Verwundungen und Flüche innerhalb eines Filmes zu zählen. Die Summe der gezählten Schandtaten ergibt dann das Rating. Die Einschätzung eines Films wird damit zur Erbsenzählerei, und das kann eigentlich kaum jemand wollen. Dann doch lieber weiterhin die Beliebigkeiten der freiwilligen Selbstkontrolle.