Die liebe Familie

Das Ende der Dynastie Strauß von thomas blum

Früher gab es in Bayern einen Mann, der den Laden zusammenhielt. Sein Wort war Gesetz, in Ehrfurcht erzitterte man vor ihm, und deshalb konnte er es sich gelegentlich auch erlauben, feist betrunken und mit puterrotem Kopf vor die Fernsehkameras zu treten. Niemand gab ihm Widerworte, denn dem Don Corleone widerspricht man nicht. Das wissen wir aus dem Film »Der Pate« von Francis Ford Coppola.

Der Bayer hieß Franz Josef Strauß, und als er einstmals über die CSU und Bayern herrschte, waren die Partei und das Land an den Oberflächen blitzsauber und aufgeräumt, und wer nach den Kellerverliesen fragte, stieß auf verschlossene Münder. Und so sollte es auch sein.

Die Auflösungserscheinungen in einer Dynastie jedoch werden, so hat es uns Coppola in der Fortsetzung seines Films eindrucksvoll gezeigt, stets sichtbar, wenn die Macht an die Kinder weitergegeben wird. Wenn in der nachfolgenden Generation das Zaudern, die Schlaffheit, die Schwäche Einzug halten, ist das Ende nur noch eine Frage der Zeit.

Franz Josefs Sohn Max ließ sich bloß wegen einer Hand voll hinterzogener Steuermillionen nicht nur anstandslos vor Gericht zitieren und zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilen, sondern lässt sich überdies von einer anmaßenden Justiz demütigen, indem er unterwürfig der Forderung nachkommt, sich regelmäßig bei der Polizei zu melden.

Die Tochter Monika Hohlmeier, bayrische Kultusministerin, ist wegen ein paar läppischer Kindergartendelikte wie Korruption und Wahlfälschung, die seit je zum politischen Alltagsgeschäft gehören, freiwillig und ohne Not von ihrem Amt als Münchner CSU-Vorsitzende zurückgetreten. Kurz darauf reagierte sie zwar mit Drohungen und Erpressungsversuchen gegen ihre Kollegen, gab aber in würdeloser Weise sofort wieder klein bei, als einer von ihnen rief, es gehe ja zu »wie bei der Mafia«.

Und der Sohn Franz Georg hat sich angeblich sogar »angewidert von der Politik abgewandt« (Bild). Könnte der Vater all das armselige und unprofessionelle Treiben seiner Kinder noch erleben, er müsste sich schämen.

Bei den Corleones wurde im Übrigen nie von der »Mafia«, sondern immer liebevoll von der »Familie« gesprochen.