Ende des Namensstreits

Griechenland und Mazedonien

»Es gibt nur ein Mazedonien, und das ist griechisch.« Unter dieser geographisch und historisch falschen Parole beanspruchten in Griechenland vor allem die Kirche und die jeweiligen Regierungen den Namen »Mazedonien« für die gleichnamige Provinz im griechischen Norden. Entsprechend empört reagierte die griechische Regierung darauf, dass Anfang November der Staatsname »Republik Mazedonien« für die nördlich von Griechenland liegende ehemalige jugoslawische Republik von den USA anerkannt wurde. Der albanische Präsident Alfred Mojsiu erklärte in der vergangenen Woche, Albanien werde wahrscheinlich das erste Land nach den USA sein, das den verfassungsmäßigen Namen der Republik Mazedonien anerkennen wird.

Der Konflikt um den Namen zog sich seit 1991 hin, als Skopje seine Unabhängigkeit von Belgrad erklärte. Wegen der Befürchtung, eine unabhängige mazedonische Republik könne territoriale Forderungen an Griechenland stellen, stemmte sich die griechische Regierung immer gegen die Anerkennung des kleinen Nachbarlandes. Griechenland machte keinen Hehl aus seinem Nationalismus. 1994 verhängte die Pasok-Regierung sogar ein Embargo gegen das Nachbarland. Nach diesem Schritt einigte man sich auf den Namen »Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien« (Fyrom), der bislang galt.

Anders als vor zehn Jahren reagierte man in Griechenland diesmal jedoch nicht mit Massenkundgebungen und nationalistischer Rhetorik. Denn nicht der Name, sondern das Geld spielt mittlerweile die größte Rolle. Das griechische Kapital hat in der Nachbarrepublik 460 Millionen Dollar investiert, 8 000 Arbeitsplätze stehen unter griechischer Kontrolle. In griechischen Händen befindet sich außerdem ein Großteil des Ölhandels, des Bank- und des Telekommunikationsbereichs. Denkt man an die griechischen Militärtruppen, die in Mazedonien stationiert sind, dann wird deutlich, dass Griechenland ein imperialistisches Verhältnis zum Nachbarland entwickelt hat und sich dabei zum Wächter der EU-Grenze stilisiert. In der griechischen Presse war nach der Anerkennung durch die USA von einem »Akt des Verrats« zu lesen. Zwar hat die EU aus Rücksicht auf Griechenland mit einer offiziellen Anerkennung noch nicht nachgezogen, doch das dürfte nur eine Frage der Zeit sein.

harry ladis