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500-Pfund-Job I

Prinzenhochzeit. Wer steht auf der Gästeliste? Welches Kleid trägt die Braut? Und was gibt’s zu essen? Das alles sind wichtige Fragen im Vorfeld der Trauung zwischen Prinz Charles und Camilla Parker Bowles. Noch wichtiger erscheint vielen Briten im Moment aber die Frage nach dem offiziellen Hochzeitsgedicht für die beiden Spätentschlossenen. Denn seit 300 Jahren pflegt man am britischen Königshaus die Tradition, wichtige Ereignisse wie gewonnene Schlachten und große Liebesgeschichten von einem Hofdichter preisen zu lassen.

Derzeit übt Andrew Motion das Amt aus. Sein Job wird es sein, die Vermählung von Prinz Charles und Camilla Parker Bowles in möglichst blumige Worte zu kleiden. Das Ganze soll natürlich höchst würdevoll klingen, so dass alle sich ein glückliches Paar vorstellen können und keine Gedanken an Ehebruch, Telefonsex und bizarre Tampon-Phantasien verschwenden. Das sei ja wohl kein leichtes Unterfangen, bemitleidete Dichterin Pam Ayres den Kollegen Motion im Daily Telegraph. Schon allein deshalb nicht, weil Andrew Motion bereits eine Hymne auf des Prinzen 1997 verunfallte Ex verfasst hat. Andererseits ist Andrew Motion ein Profi, der schon mit ganz anderen Themen fertig geworden ist, Zugunglücke, Gewerkschaften und sogar der Irak-Krieg wurden von ihm bedichtet. Allerdings nicht zur vollen Zufriedenheit des Kriegsherrn, denn Motion fand das Vorgehen der Briten im Irak ganz und gar nicht poetisch und reimte recht sarkastisch.

Dass er die Brautleute mit fiesen Versen verspotten könnte, muss aber niemand befürchten. Der Dichter hat bereits erklärt, dass er sich für die beiden ins Zeug legen will. »Was mich wirklich interessiert, ist, wie ein Mensch mit einem derartigen gesellschaftlichen Druck klarkommt«, erkärte er sein Interesse an dem Thema. »Wie kann man die Flamme der Individualität, das Selbst am Leben erhalten, wenn die Menschen die ganze Zeit Ansprüche auf jemanden erheben?« Das hört sich doch ganz danach an, als würde dabei am Ende ein schickes Hofpoem herausspringen. Und das, obwohl den Royals die Dienste des Dichters überraschend wenig wert sind: 500 Pfund (700 Euro) und 500 Flaschen Sherry gibt es im Jahr für Andrew Motion. (her)

500-Pfund-Job II

Gerücht. Auch in Schottland scheinen Menschen bereit, für 500 Pfund sehr merkwürdige Dinge zu tun. Dies jedenfalls soll der Hintergrund für die auffällige Konzentration hochschwangerer Frauen in einem schottischen Kaufhaus gewesen sein. In einer Harvey-Nichols-Filiale in Edinburgh hatte das Personal in jüngster Zeit verdächtig viele Schwangere gesichtet und auf Nachfrage erfahren, dass die Frauen davon ausgingen, einen Einkaufsgutschein im Wert von 500 Pfund (700 Euro) zu bekommen, falls sie ihr Baby direkt im Kaufhaus zur Welt bringen würden.

Ein Schottinnenwitz? »Sollte eine Mutter bei uns die Wehen bekommen, würden wir sie natürlich nicht ohne ein kleines Präsent ins Krankenhaus schicken – aber ich habe keine Ahnung, woher die Geschichte mit den 500 Pfund stammt«, stellte eine Kaufhaus-Sprecherin in der vergangenen Woche richtig. (her)

It’s Teatime

Tee. Daran, dass es Vitamine und Verhütung in der praktischen Pillenform gibt, hat man sich gewöhnt, so sehr sogar, dass es manch einem viel zu umständlich erscheint, seinen Vitaminbedarf durch das Essen eines Apfels zu decken. Aber hat die Welt wirklich darauf gewartet, dass es die gute alte Tasse Tee demnächst als Pille zum Einwerfen gibt? Kann man es wirklich so eilig haben, dass es einem zu viel ist, heißes Wasser auf den Teebeutel zu kippen?

Indische Wissenschaftler aus dem nordöstlichen Bundesstaat Assam, dem Herzen der indischen Teeindustrie, sagen: Ja. Sie haben daher eine Pille entwickelt, die »fast die gleiche Wirkung« haben soll wie frischer, heißer Tee. Die Tablette sei »vollkommen sicher«, sagt der Leiter der Versuchsstation Tocklai, Mridul Hazarika. Er muss es wissen, sein Arbeitgeber, das Tocklai-Institut, wurde 1901 gegründet und ist die weltgrößte Forschungseinrichtung zum Thema Tee.

Die Teetablette, die bereits zum Patent angemeldet wurde, wird in rund einem halben Jahr auf den Markt geworfen werden. Sieben verschiedene Geschmacksrichtungen soll es geben. Dass sich die Inder mit dieser Erfindung quasi selbst das Teewasser abgraben, bestreiten die Experten in Sachen Heißgetränk. Auf den traditionellen Teegenuss werde die Erfindung sich nicht auswirken, meint Herr Hazarika. »Sie ist vor allem für Leute gedacht, die keine Zeit haben oder zu beschäftigt sind, um auf ihren Frühstückstee zu warten.« (her)

Roboter schauen dich an

Weltausstellung. Ganz im Zeichen der Roboter steht die in der vorigen Woche im japanischen Aichi eröffnete Weltausstellung, auf der schon am Eingang demonstriert wird, dass Menschen in Zukunft nicht mehr aus Fleisch und Blut bestehen müssen. Actroid heißt die Lady, die im schicken Messehostess-Kostümchen einfache Fragen der Besucher beantworten soll. Neben Hostess-Robos werden Putz- oder Kinderbetreuungsroboter gezeigt oder wie zur Eröffnungsshow tanzende Puppen. Japanische Hersteller wie Hitachi, Honda und Toyota zeigen in ihren Ausstellerpavillons ihre Fertigkeiten und lassen Roboter mit beinahe geschmeidigen Bewegungen Treppen steigen, miteinander sprechen und spielen. Trotzdem hat sich die Messe nicht den Slogan »Fetisch Technik«, sondern das öko-buddhistische Motto »Die Weisheit der Natur« ausgesucht. Soll heißen, die Ingenieure, Konstrukteure und Bastler schrauben alles streng nach dem Vorbild von Mutter Natur zusammen. (her)