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Führer wieder Spitze

»Der Untergang«. Für Nazi-Themen jedwelcher Art sind die Engländer ziemlich empfänglich. So ist es auch kein Wunder, dass auf der Insel »Der Untergang« bereits der erfolgreichste deutsche Film aller Zeiten ist. Natürlich ist der Erfolg des Films relativ zu sehen, denn im Normalfall interessiert sich für Filme aus Deutschland ja kaum jemand im Ausland. Doch der Rummel um den »Untergang«, der auch in Großbritannien heftig diskutiert wurde, hat die Menschen auf der Insel eben ausnahmsweise in die Kinos getrieben, um dort einen deutschen Film zu sehen. Sie wollten ihn schließlich endlich auch einmal in echt sehen, den Führer. (aha)

Geht auch ohne Dieter

Modern Talking. Aus einem hübschen Artikel in der Süddeutschen Zeitung konnte man in der vorigen Woche erfahren, dass Modern Talking in New York wieder große Erfolge feiern. Das hatte man so nicht erwartet. Man wusste ja nicht mal, dass es Modern Talking überhaupt noch gibt. Denn hierzulande ist ja allen klar, dass Modern Talking ohne Dieter Bohlen halt nicht Modern Talking ist, sondern Thomas Anders solo und es somit Modern Talking in Deutschland gar nicht mehr geben kann. In New York hat das Fehlen von Dieter Bohlen der SZ zufolge dagegen niemanden gestört. Manche sollen nach dem »Blonden« gefragt haben, das war’s dann aber auch.

Sehen wollten Modern Talking in New York übrigens nur Migranten, die meisten kamen aus Osteuropa. Nur dort war Modern Talking eine Nummer, in den USA selbst dagegen hatte sich noch nie jemand für das legendäre Duo des Grauens interessiert.

Während Thomas Anders also hierzulande eine »Formel 1«-Nostalgie-Show moderieren muss, um noch ein wenig im Gerede zu bleiben, scheint er in den USA in manchen Kreisen als Popstar zu gelten. Er könnte dort also groß weitermachen mit Modern Talking, mit »You’re my heart, you’re my soul« und all den anderen unsterblichen Modern-Talking-Hits, während wir hier das Problem Modern Talking ein für alle Mal los wären. (aha)

Bescheidenheit

Karl Lagerfeld. Der Modemacher ist einer der wenigen lustigen Talkrunden-Typen, die es in diesem Land gibt. Wenn er den Mund aufmacht, kommt meist komischer Stuss raus, doch genau dafür sind wir ihm ja auch so dankbar. Nun hat er in einem kleinen Interview davon berichtet, was ihm passiert ist, als er es einmal mit ein wenig Bescheidenheit versuchte. »Neulich bin ich mit dem Zug gefahren. Ich hatte mir ein ganzes Abteil reserviert. Und was passierte? Die Leute standen die ganze Fahrt über vor den Türen und drückten sich die Nasen platt.« Das kann also passieren, wenn einer wie Karl Lagerfeld einmal bescheiden Zug fährt. (aha)

Die Schönsten im ganzen Land

Bild. Die Bild-Zeitung hat die 50 schönsten Deutschen gewählt. Das Ergebnis der Wahl lässt tief blicken. Einmal fragt man sich natürlich, welche Schönheitsideale »Bild-Reporter« haben, die Richard von Weizsäcker und den Sportarzt des 1. FC Bayern München, Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, in diese Liste hineinwählen.

Doch außerdem wird klar, dass in so eine Liste der schönsten Promi-Deutschen eben solche Hackfressen wie Ralf Schumacher (18. Platz) gehören. Denn so viele andere Kandidaten hätte man ja gar nicht gehabt, so sieht es eben nun mal aus, mit dem Glamour in Deutschland. Platz eins: Alexandra Maria Lara, Hitlers Sekretärin aus dem Film »Der Untergang«. Platz zwei: Moritz Bleibtreu. Das sagt eigentlich schon alles. Die Amerikaner haben Brad Pitt, wir eben Moritz Bleibtreu. (aha)

Schwester Karamasow

Maria Schell. Für Freunde öffentlich-rechtlicher Familienserien der achtziger Jahre war sie schon seit 1990 nicht mehr am Leben. In der Rolle der Familienglucke Maria Behringer starb Maria Schell in der Serie »Eine glückliche Familie« damals an einem Gehirntumor den Filmtod. In der vorigen Woche ist die Schauspielerin im Alter von 79 Jahren in ihrem Haus in Österreich an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben.

»Eine glückliche Familie« war ihr letzter großer Publikumserfolg. In der Serie durfte sie noch einmal lieben, hoffen und leiden, also genau das tun, was sie am Anfang der Fünfziger in Deutschland berühmt gemacht und ihr den ungeliebten Beinamen »Seelchen« eingebracht hatte.

Mit ihrer Familie hatte Maria Schell Österreich nach dem »Anschluss« an Nazi-Deutschland 1938 verlassen und zunächst in der Schweiz gelebt. Dort stand sie mit 16 Jahren zum ersten Mal vor der Kamera. Sie und ihr langjähriger Filmpartner O.W. Fischer wurden das Traumpaar des eskapistisch-kitschigen deutschen Nachkriegskinos. Nach ihrer Auszeichnung als beste Schauspielerin bei den Filmfestspielen von Cannes 1954 für ihre Charakterrolle als Lazarettschwester in dem Film »Die letzte Brücke« gelang ihr der Sprung nach Hollywood. Weltbekannt wurde sie an der Seite von Yul Brynner in »Die Brüder Karamasow«.

Im Lauf ihrer Karriere drehte sie Filme mit den Großen ihrer Zeit, mit Gary Cooper, Glenn Ford, Marcello Mastroianni, Orson Welles, Yves Montand und Marlon Brando. Maria Schell auf das Bild der Heulboje des deutschsprachigen Nachkriegsfilms zu reduzieren, wäre also falsch. Denn trotz »Seelchen«-Image hatte sie so etwas wie Glamour. (ms)