Ring of fire

Da auf immer weniger Flächen Landwirtschaft betrieben wird, konnten sich die Brände in Portugal über die Maßen ausbreiten. von thilo f. papacek

Den Bezug zum Feuer trägt das Dorf bereits im Namen. São Fructuoso ist benannt nach einem Bischof, der 259 von den Römern verbrannt wurde. Seit vergangener Woche gibt es noch einen Grund, das Dorf im Landkreis der Universitätsstadt Coimbra mit dem vierten Element in Verbindung zu bringen.

Die Waldbrände, die seit Wochen in Portugal wüten, bedrohten vorige Woche Coimbra und umliegende Ortschaften. In São Fructuoso ist nur ein Wohnhaus von den Flammen erfasst worden, doch sind in der Region insgesamt zehn Häuser verbrannt. Etwa 180 000 Hektar Wald sind in ganz Portugal zu Asche geworden. Am vorigen Donnerstag konnten die Waldbrände um Coimbra unter Kontrolle gebracht werden. Doch die Feuergefahr ist noch nicht gebannt. Nach Angaben des portugiesischen Instituts für Meteorologie besteht in sechs Distrikten weiterhin »maximale Waldbrandgefahr«.

Die hohe Brandgefahr ist bedingt durch die schwerste Dürre seit 60 Jahren. Die ungewöhnlich lange Trockenheit hat auch Auswirkungen auf die Bekämpfung des Feuers. »Wenn es so bis Ende August weitergeht, werden die Potenziale der Feuerwehrleute bald erschöpft sein. Sie sind mit ihrer Kraft am Ende«, sagte der Präsident der Liga portugiesischer Feuerwehrleute, Duarte Caldeira, der Tageszeitung Correio da Manha.

Im Juli und im August gibt es häufig Brände in den waldreichen und trockenen Regionen Nord- und Zentralportugals. Doch dieses Jahr sind die Feuerwehrkräfte seit Mai beinahe ununterbrochen im Einsatz. Übernächtigt und erschöpft konnten sie nur mit Hilfe der lokalen Bevölkerung die Brände um Coimbra unter Kontrolle bringen.

Inzwischen werden politische Maßnahmen diskutiert, wie in Zukunft solch katastrophalen Brände vermieden werden können. Der Präsident der Republik, Jorge Sampaio, forderte vergangene Woche, Waldbesitzer dazu zu zwingen, die Wälder von Unterholz zu reinigen. »Solche Vorschläge sind eher psychologischer Natur«, sagte Pancho Domingos, Mitglied der portugiesischen Umweltorganisation Quercus, der Jungle World. Ein solches Gesetz ließe sich gar nicht durchsetzen, da wegen fehlender Grundbücher in Portugal oftmals gar nicht klar sei, wem welches Waldstück gehöre.

Auch den Vorschlag des Innenministers, António Costa, ein europäisches Flugzeug zu bauen, das überall zur Waldbrandbekämpfung eingesetzt werden kann, hält Domingos für unsinnig. »Es gibt bereits gute Flugzeuge zur Brandbekämpfung, nur kauft Portugal sie nicht. Wir mussten aus Deutschland drei Puma-Hubschrauber anfordern. Die portugiesische Luftwaffe hat Hubschrauber des gleichen Typs, allerdings können diese nicht zur Brandbekämpfung umgerüstet werden.«

Seit den siebziger Jahren gebe es immer mehr Waldbrände in Portugal, erzählt Domingos. »Dies hat mit der Auswanderung nach Deutschland und Frankreich zu tun. Auf immer weniger Flächen wird Landwirtschaft betrieben. Dort wächst dann kein grünes Gemüse, sondern trockener Busch, der sehr leicht brennt.« Bei Coimbra konnten die Flammen über den Fluss Mondego springen. Hätte es an den Ufern kultiviertes Land gegeben, wäre dies nicht so leicht passiert.

Auch die Bepflanzung der Wälder macht es dem Feuer leicht, sich auszubreiten. Im Norden und in der Mitte Portugals bestehen die Wälder vor allem aus Eukalyptus und Pinien, zwei Baumsorten, die sehr leicht Feuer fangen. »Würden auch andere Sorten gepflanzt, könnten die Brände einfacher unter Kontrolle gebracht werden«, meint Domingos. Doch da etwa 90 Prozent der portugiesischen Wälder in Privatbesitz sind, werden nur die Bäume angepflanzt, die auch ausreichend Profit bringen.