Antizionistische Parallelwelt

Der Beginn der zweiten Intifada jährt sich zum 5. Mal. Aus diesem Anlass findet in Köln eine »Demonstration gegen Krieg und Besatzung« statt. von philipp lenard

Weil Joschka Fischer stets den palästinensischen Terror verurteilt – möglicherweise, um sich als ehrlichen Makler im Nahost-Konflikt inszenieren zu können –, wirft ein Bündnis aus Gruppen und Einzelpersonen der Bundesregierung vor, den »legitimen Widerstand« gegen »die Apartheidpolitik« Israels nicht zu unterstützen. Jenes antizionistische Bündnis will am 24. September den fünften »Jahrestag der Intifada« in Köln zelebrieren.

Unter den Gruppen, die zur Demonstration aufrufen, befinden sich die Irak-Koordination Deutschland, der Deutsche Freidenker-Verband Bonn, das Deutsche Solidaritätskomitee Freier Irak, der Deutsche Friedensrat in der Achse des Friedens Berlin, KPD/Marxisten-Leninisten (Roter Stern) und viele mehr. Sie begnügen sich nicht damit, das Leid der Palästinenser zu beklagen, sondern setzen sich für ein judenfreies Palästina ein. »Die Erkenntnis, dass erst ein freies Palästina ohne Besatzung und ohne Siedler kein Nährboden für Gewalt mehr wäre, gehört offensichtlich zu den verbotenen Früchten politischer Erkenntnis«, heißt es in ihrem Aufruf zur Demonstration. Dass jüdische Siedler das palästinensische Land in einen »Nährboden für Gewalt« verwandeln, ist leicht vorstellbar, wenn man wie die Antizionisten der Ansicht ist, Israel zündele ohnehin an allen Ecken und Enden der Welt. Nicht nur beim Irak-Krieg habe der jüdische Staat »eine große Rolle gespielt«, er arbeite darüber hinaus gezielt auf eine »Eskalation der US-Politik gegenüber dem Iran« hin, meint das Bündnis.

Doch mit ein bisschen nahöstlicher Lokalpolitik geben sich »revolutionäre« Antiimperialisten, denen es ums Ganze geht, nicht zufrieden. Deshalb feiern sie den »irakischen Widerstand« als Kampf der Entrechteten der Welt: »Der Widerstand im Irak bremst US-amerikanische und israelische Kriegsabsichten im Nahen und Mittleren Osten. Er verhindert auch eine Ausweitung der US-Aggressionspolitik auf Länder in Lateinamerika und Asien.« Der irakische und palästinensische Kampf sei »ein wichtiger Bestandteil des Widerstandes gegen die neoliberale Globalisierung« und verteidige »elementarste soziale und demokratische Rechte«, schreibt das Bündnis in seinem Aufruf zum bundesweiten »Aktionstag gegen Krieg und Besatzung«. Worin diese sozialen und demokratischen Rechte bestehen sollen, für welche die Massenmörder der Hamas oder der Irakischen Patriotischen Allianz (IPA) bereit sind, in den Kampf zu ziehen, bleibt unklar. Begriffsbestimmungen werden wohl auf die Zeit nach der angestrebten nationalen Revolution vertagt, dann, wenn die revolutionären Massen alle Volksfeinde ausgemerzt haben.

Vom Krieg der Islamisten spricht das Bündnis nicht; in der antizionistischen Parallelwelt gibt es weder Antisemitismus noch Antiamerikanismus, sondern nur »legitime Gewalt«. »Eine Niederlage der USA im Irak« würde, so frohlockt man, »die Position Israels entscheidend schwächen und neue Spielräume für eine Lösung des Nahostkonfliktes eröffnen«. Der »freie Irak« gilt den Antizionisten als Zwischenschritt auf dem Weg hin zu einem »freien Palästina« – folglich erscheint ihnen der Abzug Israels aus dem Gaza-Streifen nur als strategischer Bestandteil eines »forcierten Landraubes« der Zionisten im Westjordanland. Die »Niederlage für die israelische Politik« sei nur dann ein echter Erfolg, wenn der »Befreiung« des Gaza-Streifens auch die des Westjordanlandes folge. Ob sich die Volksbefreier allerdings mit dem Erreichen dieses Zieles zufrieden geben und nicht die Reduktion Israels zum Beispiel auf die Stadt Tel Aviv fordern würden, dafür gibt es leider keine Gewähr.

Informationen zur Gegenkundgebung: http://www.fenceoutterror.tk