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Das Grauen

H&M-Kinospot. An die Fernsehwerbung haben wir uns gewöhnt. Immer dann, wenn es spannend wird beim Spielfilm unserer Wahl oder wenn in der Harald-Schmidt-Show der Gast angekündigt wird, geht es erst mal ab in die Werbepause. Hat ja auch etwas Gutes, man hat Zeit für den Klogang oder kann sich eine Pizza bestellen.

Im Kino dagegen gibt es die Abmachung, dass die gesamte Werbung vor dem Film läuft, in Multiplex-Kinos kann man eine halbe Stunde später zur Vorstellung eintrudeln und kommt dann immer noch rechtzeitig zu den Filmtrailern. Gegen alle Abmachungen verstößt nun aber der wirklich grauenvolle neue Spot von H&M, den der Hochglanz-Kurbler David La Chapelle verbrochen hat und der eine gefühlte halbe Stunde lang geht, mindestens aber reale fünf Minuten. Kurz vor Filmbeginn, so dass man ihm wirklich nicht entgehen kann, geht er los, dieser Spot des Grauens. Das machen die mit Absicht, da steckt Vorsatz dahinter, das grenzt an Verletzung der Menschenwürde.

Ewig zieht sich diese Schmalzoper hin, die sich an Romeo & Julia anlehnt. Typ stirbt, Mädchen trauert, während gleichzeitig in Parallelmontagen erzählt wird, wie toll die Liebe zwischen dem Typen und dem Mädchen ist, die ja dann doch irgendwie weitergeht. Dazu erklingt eine wirklich schlimm pathetische R&B-Kitschnummer, und wenn man denkt, man habe endlich alles hinter sich, geht es nochmal weiter mit diesem pseudo-campigen Schmu. Im Kino wird dann kollektiv aufgestöhnt, und man merkt, dass sich alle dasselbe fragen: Müssen wir uns so etwas wirklich gefallen lassen? Wir sind diesem Spot, der von H&M derzeit in allen Kinos eingesetzt wird und den man wirklich nicht sehen kann, ohne schlechte Laune zu bekommen, scheinbar wehrlos ausgesetzt. Es gibt kein Entrinnen. Man sollte etwas dagegen tun. H&M boykottieren beispielsweise, die Kinos verklagen. Wir brauchen eine Bürgerbewegung gegen diesen unerträglichen Kurzfilm, der nichts mehr mit herkömmlicher Kinowerbung zu tun hat. (aha)

Auch das noch

Wissenschaft. Fahrrad fahren macht impotent. Diese Meldung geisterte letzte Woche durch die Wissen- und Wissenschaftsressorts diverser Zeitungen. Eher so nebenbei wurde über diese Meldung berichtet, dabei ist das doch der absolute Hammer. Fahrrad fahren macht impotent, will die Wissenschaft herausgefunden haben, warum zieht diese Nachricht keinen kollektiven Aufschrei nach sich? Rauchen macht impotent, das kann man inzwischen auf Zigarettenpackungen nachlesen. Wann wird auf Beipackzetteln für Fahrräder zu lesen sein: »Die regelmäßige Benutzung dieses Fortbewegungsmittels kann zur Impotenz führen?«

Wir wollen alles über diese Geschichte wissen. Bislang hieß es schließlich immer, Fahrad fahren sei gesund. Und nun erfahren wir so etwas. Okay, Fahrrad fahren muss nicht, so heißt es im Forschungsbericht, zur Impotenz führen, kann aber. Und wer bereits als Fahrradfahrer unter einem gelegentlichen Taubheitsgefühl untenrum leide, den habe es bereits erwischt. Du meine Güte, war da nicht letzte Woche so ein Kribbeln? (aha)

Die bessere Wissenschaft

IG-Nobelpreise. Der Oktober ist der Monat, in dem die Jury in Stockholm bekannt gibt, wer in diesem Jahr einen Nobelpreis ergattert hat. Auch die Harvard-Universität in Cambridge gibt in diesem Monat bekannt, wen sie für nobelpreiswürdig hält. Die so genannten IG-Nobelpreise für Forschungen gibt es für Forschungsleistungen, deren Sinnhaftigkeit sich nicht sofort erschließt. Stolze Gewinnerin des IG-Friedensnobelpreises sind in diesem Jahr die Britin Claire Rind und ihr Mann Peter Simmons. Die beiden haben erforscht, was sich in den Gehirnen von Heuschrecken abspielt, wenn sie »Krieg der Sterne« schauen. Anscheinend haben die beiden Forscher dabei herausgefunden, dass die Heuschrecken mit der Zeit lernen, anfliegenden Raumschiffen auszuweichen. Inwiefern diese Erkenntnis die Menschheit voranbringen wird, bleibt unklar, interessant ist diese Sache mit den Heuschrecken und »Star Wars« aber irgendwie schon.

Den alternativen Chemie-Nobelpreis gab es für zwei Forscher, die der Frage nachgegangen sind, ob Menschen in Sirup oder im Wasser schneller schwimmen können. Kann ja mal passieren, dass man in einem Becken mit Sirup landet, und dann möchte man natürlich schon wisssen, ob man hier genauso schnell seine Bahnen durchkraulen kann wie in einem normalen Wasserbecken. Das Ergebnis ist dann auch einigermaßen überraschend: Man schwimmt in Sirup genauso schnell wie in Wasser. Hätten Sie das gedacht?

Im Bereich Wirtschaft wurde die Studentin Gauri Nanda dafür prämiert, dass sie einen Wecker erfunden hat, der sich selbst versteckt. Wie er das genau macht, der Wecker, und nach welchen Kriterien er sich seine gemeinen Verstecke sucht, bleibt unklar. Tatsache jedoch ist, dass ein sich selbst versteckender Wecker Langschläfer vor ein echtes Problem stellt, weil sie das Ding erst finden müssen, bevor sie es reflexartig wieder ausschalten können. Dass es dafür einen Nobelpreis gibt, leuchtet wirklich ein. Obwohl man sich kaum vorstellen kann, dass man einen derart heimtückischen Wecker nicht irgendwann aus dem Fenster wirft, damit er sich dann in der Nachbarschaft verstecken kann, wo auch immer er will. (aha)

Waldi und Harry

ARD. Ob Waldemar Hartmann zusammen mit Harald Schmidt ein Dreamteam bildet, darüber lässt sich streiten. Eine interessante Paarung ist das aber schon, die sich die ARD da ausgedacht hat. Die beiden – der Duz-Weltmeister ohne Schnauzer und der einzige lustige Showmaster des deutschen Fernsehens – werden gemeinsam als Duo infernale die nächsten olympischen Winterspiele in Turin kommentieren, die vom 10. bis 26. Februar stattfinden werden. Eigentlich klingt die Sache mit Waldi und Dirty Harry ziemlich viel versprechend. Wir könnten uns da schließlich einige Moderatoren-Duos vorstellen, die um einiges seltsamer anmuten. Einige davon mussten wir sogar bereits ertragen. (aha)