Wer zuletzt lacht

Gegen Perus ehemaligen Präsidenten Fujimori laufen zahlreiche Verfahren. Jetzt will er nach Peru zurückkehren. Am liebsten als Präsident. von sophie feyder

Mario Vargas Llosa findet die Vorstellung absurd, der peruanische Präsident Alejandro Toledo kann darüber nur lachen. Doch davon lässt sich Alberto Fujimori nicht irritieren. Anfang Oktober kündigte der ehemalige Präsident an, bei den Präsidentschaftswahlen im Februar kommenden Jahres zu kandidieren.

Es wäre ein überraschendes Comeback. Ende des Jahres 2000, als er aus Tokio, wohin er wegen eines großen Korruptionsskandals geflohen war, seine Abdankung faxte, dachten viele Peruaner, seine politische Karriere sei ein für allemal beendet. Seitdem tauchte er manchmal in den Nachrichten auf, wenn eine neue Anklage gegen ihn erhoben wurde. Bis vor kurzem waren 22 Verfahren gegen ihn anhängig. Die Vorwürfe reichen von Korruption bis zur Verletzung von Menschenrechten, darunter den von einer Todesschwadron verübten Massenmord von Barrios Altos im Jahr 1991. Doch Japan, das Land seiner Vorfahren, hat jedes Auslieferungsersuchen abgelehnt.

Obwohl das Wahlgericht Fujimoris Kandidatur noch nicht akzeptiert hat und er nach einem Beschluss des Parlaments bis zum Jahr 2010 kein Amt bekleiden darf, haben seine Anhänger mit einer aggressiven Kampagne für den virtuellen Kandidaten begonnen. Von seiner Website spricht Alberto Fujimori täglich zur peruanischen Bevölkerung. Unterschrieben sind seine Mitteilungen mit seinem Kosenamen »El Chinito«. Mitte Oktober war erstaunlicherweise ein Werbespot für ihn im staatlichen Fernsehen zu sehen. Niemand konnte oder wollte erklären, wie dieser Spot ins Programm gelangt war. Wer keinen Internetzugang oder Fernseher besitzt, kann jeden Samstag die Stimme des Führers in dessen persönlicher Radiosendung »La hora del Chino« hören. Einer Umfrage der Universität Lima zufolge hat die Kampagne bereits gefruchtet, in der Liste der beliebtesten Politiker rangiert er auf dem dritten Platz.

Eine realistische Aussicht, abermals zum Präsidenten gewählt zu werden, hat er dennoch nicht. Seine Strategie scheint darin zu bestehen, die Illusion so stark zu machen, dass sie am Ende von der Mehrheit geglaubt wird. Die Illusion von Unterstützung schafft mehr Unterstützung, so lange, bis sich nicht einmal mehr die Gerichte dieser Dynamik entziehen können. Seine Anhänger drohen bereits damit, Massenproteste zu organisieren, sollte Fujimoris Kandidatur abgelehnt werden.

Wer aber sind seine Anhänger? Und wie kann es sein, dass ein autoritärer und korrupter ehemaliger Präsident noch so viel Zuspruch erhalten kann? So manche in Peru haben auch andere Erinnerungen an seine Amtszeit. Mit seiner »Fujimori-Doktrin« habe er die Hyperinflation und den »Terrorismus« effizient bekämpft, Frieden mit Ecuador geschlossen, die Infrastruktur ausgebaut und die extreme Armut etwas gelindert, sagen seine Anhänger.

Unter den Fujimoristas finden sich allen voran die Gewinner seines Regimes: korrupte Militärs, opportunistische Politiker und die Bourgeoisie, die sich am brutalen Liberalisierungsprogramm bereichert hat. Aber auch ein Teil der Unterschicht unterstützt ihn, weil sich Fujimori stets als Freund und Helfer der Armen zu inszenieren wusste. »Arme Peruaner werden sich eher an einen einfachen Wassertank erinnern oder an eine Schule, die das Regime Fujimori gebracht hat, als an Toledos leere Versprechungen«, sagt der bekannte Journalist Róger Rumrrill. Tatsächlich hat es Toledo nicht vermocht, die in ihn gesetzten großen Hoffnungen zu erfüllen, etwa die Korruption zu beseitigen oder das Land zu demokratisieren. Und noch immer leben 51 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut.

Mitte Oktober wurde Fujimori in einem Korruptionsverfahren freigesprochen. Fehlen noch 21 weitere Verfahren. Die politische Klasse mag noch über Fujimoris Rückkehr lachen – seine Anhänger bejubeln schon ihre ersten Erfolge.