Hoch die ­Sympathie!

Schwedische Reaktionen auf den AEG-Streik in Nürnberg von bernd parusel, stockholm

»Bis zum Äußersten« würden die rund 1 700 Beschäftigten mit ihrem Streik gehen, kündigte der IG-Metall-Vizevorsitzende Berthold Huber an. Seit Freitag steht bei AEG in Nürnberg die Arbeit still. Im Dezember hatte die Belegschaft vom schwedischen AEG-Mutterkonzern Electrolux den Bescheid bekommen, dass ihr Werk 2007 dicht gemacht werden soll.

Vor einem Monat erfuhren auch die 190 Beschäftigten bei Electrolux im schwedischen Jönköping, dass ihre Arbeitsplätze wie die ihrer Nürnberger Kollegen nach Osteuropa zu verschwinden drohen. Zwei weitere Electrolux-Werke erwarten Stellenstreichungen, und eine Staubsaugerfabrik in Västervik wurde schon letztes Jahr ganz geschlossen.

In Schweden ist die Lage allerdings ­ruhig. Man habe »Sympathie« für die Aktionen der deutschen Kollegen und wünsche ihnen viel Erfolg, sagte ein entspannt wirkender Ulf Carlsson, Vertreter der Metallgewerkschaft im Electrolux-Aufsichtsrat der Jungle World. Bei ihm im Norden seien Streiks aber nicht vorstellbar und Solidaritätsaktionen für die deutschen Kollegen zunächst auch nicht geplant.

Mit braven Verhandlungen und der Bereitschaft zu Zugeständnissen meinen die meisten großen Gewerkschaften, weiter zu kommen als mit Protesten. Vergangenes Jahr wurden in Schweden nur 18 Streiks registriert. Wenige davon dauerten länger als einen Tag, und für rund die Hälfte war die kleine syndikalistische Gewerkschaft SAC verantwortlich. Die großen Gewerkschaften bieten statt Arbeitskämpfen und militanten Parolen lieber andere Dienstleistungen. Sie verwalten die Arbeitslosenversicherung und offerieren ihren Mitgliedern schon mal verbilligte Hausrat- oder Lebensversicherungen.

Die Baugewerkschaft Byggnads scheint unterdessen vor allem damit beschäftigt, ihre Tarifverträge gegen ausländische Konkurrenz zu verteidigen. Wo immer in Schweden Maurer oder Elektriker aus Polen oder Lettland zu Niedrig­löhnen schuften, dauert es nicht lange, bis Gewerkschafter zur Stelle sind und die Arbeit blockieren.