Nachrichten

Der Müll und die Stadt

Kunst. Der trashige Charme der »Cologne People«, Skulpturen aus Müll des Kölner »Aktionskünstlers« HA Schult, scheint eine magische Anziehungskraft auf »betrunkene Randalierer« (Kölner Stadtanzeiger) gehabt zu haben. Bereits zum zweiten Mal suchte ein vermutlich von schlechtem Kölsch Berauschter den Kontakt mit den Müll­skulpturen, die vom 21. April bis zum 1. Mai vor dem Kölner Dom ausgestellt wurden. Friedlich verlief diese Begegnung zwischen Mensch und Müll am ersten Wochenende nach der Ausstellungseröffnung nicht, ein paar der Skulpturen wurden umgeschmissen. Zudem wurde ein Wachmann verletzt.

HA Schult, Schöpfer der bereits weit gereisten Figuren, sah dennoch »keinen Grund, vor zwei Rabauken zu kneifen«. Die Absperrvorrichtungen wurden einfach um zwölf Sicherheitskräfte erweitert. Schließlich sollte, nachdem die Menschen in Kairo, Moskau oder Gorleben bereits in den Genuss der Weisheit des Künstlers gekommen waren, auch den Menschen in Köln folgende Erkenntnis des Künstlers nicht vorenthalten werden: »Wir leben auf einem Planeten von Müll, und wir sind ein Teil dieses Mülls geworden.« (nt)

Auf nach Zion!

Matisyahu. Hätte man dem Manager einer Plattenfirma gesagt, man habe da so einen Typen zur Hand, der auf orthodoxer Jude macht und sich als Reggaesänger versucht, man hätte zumindest einen erstaunten Blick zugeworfen bekommen, noch wahrscheinlicher aber wäre man sofort von zwei Schutzmännern zum Ausgang geleitet worden. Doch der seltsame New Yorker Matisyahu hat bewiesen, dass in der Kulturindustrie immer wieder Phänomene entstehen, die eben nicht von irgendwelchen Instanzen komplett durchgeplant wurden, sondern einfach entstehen und dann ihren Weg finden.

Dieser Matisyahu ist derzeit jedenfalls in den USA unfassbar erfolgreich, und Ende nächster Woche erscheint seine CD »Youth« endlich auch bei uns. Wenn man es genau bedenkt, liegt die Verbindung von Reggae und Judentum allerdings doch wieder auch recht nahe. Bei beidem geht es permanent um Zion, das gelobte Land, aus dem man vertrieben wurde und in welches man wieder zurückkehren möchte. Matisyahu ist also gleich im doppelten Sinne Zio­nist. (aha)

Das D-Gefühl

U_Mag. Wer genau das U_Mag liest, ist unklar. Die Hamburger Zeitschrift richtet sich mit Sicherheit an Jugendliche, kommt aber weit betulicher als die populärere Zeitschrift Neon daher und tut sich etwas schwerer damit, besseren Konsum als besseren Lifestyle zu verkaufen, als das Münchner Pendant.

Wir haben uns die neue Ausgabe des Magazins trotzdem mal angeschaut. Denn das Titelthema lautet: »Was ist deutsch? Das neue D-Gefühl«. So etwas interessiert uns immer. »D-Gefühl« also, damit muss diese neue Nationalfarbenseligkeit gemeint sein, die sich derzeit kurz vor der Fußballweltmeisterschaft epidemisch in diesem Land ausbreitet. Selbst schwarz-rot-goldene Spaghetti wurden bereits gesichtet, und überhaupt bekennt man sich zu nationalen Symbolen wie schon lange nicht mehr.

Ein wenig schwer mit dem »D-Gefühl« tut sich das U_Mag allerdings. Nicht alles, was deutsch ist, muss automatisch gut sein, so weit ist man immerhin. Doch auf unsere Models, den neueren neuen deutschen Film, deutsche Fotografen, Künstler und sogar Ärzte, so vermittelt es einem die Zeitschrift, kann man schon auch ein wenig stolz sein, wenn man dieses »D-Gefühl« nicht total ablehnen möchte. Wiglaf Droste und Feridun Zaimoglu geben auch Auskunft, was sie von diesem Land halten. Die Frage »Was ist deutsch?« scheint kaum mehr jemand nicht beantworten zu wol­len. (aha)

Monsterschlager

Lordi. Metal aus Skandinavien ist schon seit Jahren der böseste, gemeinste, brutalste und menschenverachtendste. Blackmetal aus dem hohen Norden Europas gilt weltweit als Markenzeichen, wenn es darum geht, sich puren Hass auf einem Tonträger nach Hause zu holen. So ist es eigentlich nur folgerichtig, dass die Finnen beim nächsten Eurovision Song Contest in Athen am 18. Mai mit einer Truppe antreten werden, die einem schlimmen Horrorfilm entstiegen zu sein scheint und monsterartiger aussieht als die nicht selten als Leichen oder Zombies daherkommenden Metal-Kollegen vom richtig ernsten Fach. Lordi nennt sich die finstere Truppe, die mit ihrem Song »Hard Rock Halleluja« antreten wird.

Hundertprozentig begeistert sind die Finnen von ihrer eigenen Wahl nicht. Schon gibt es Gerüchte, hinter Lordi versteckten sich Teufelsanbeter, schlimme Satanisten, Jungfrauen- und Grabschänder. Wahrscheinlich ist dem überhaupt nicht so. Der Schlagzeuger der Band habe früher Kirchenmusik komponiert, so hört man, und auch die anderen gruseligen Gestalten seien eher von der netteren Sorte.

Der Witz an Lordi ist, dass Finnland mit diesen Freaks vielleicht sogar mehr Chancen hat, beim Grand Prix mal was zu reißen, als sonst. Denn normalerweise landet Finnland bei dem Schlagerfestival eigentlich immer ganz, ganz hinten. (aha)

Freundschaft!

11 Freunde. Vorige Woche meldeten wir, dass ein Kolumnist des sympathischen Fußballmagazins 11 Freunde plötzlich als Autor der rechten Wochenschrift Junge Freiheit aufgefallen sei. Und so war es auch. Doch Arnd Zeigler, der erwähnte Kolumnist, ist keinesfalls ein Kamerad und nicht einmal rechts, wie er selbst mit Nachdruck versichert. Im Blog des Fußballmagazins distanzierte er sich nach der Veröffentlichung seiner Kolumne in der JF umgehend von dieser Zeitung, dasselbe tat sein Verlag, der ihm den Schlamassel eingebrockt hatte. Wegen einer »Nachlässigkeit im vor-österlichen Stress« sei der Absender einer Artikel-Anfrage nicht geprüft worden. Dass der Beitrag in der JF erschien, hatte den Autor wie seinen Verlag ebenso überrascht wie uns. Das einzige, was man dem Fußball-Journalisten anlasten kann, ist, dass er sich von der JF so einfach austricksen ließ. (ib)