Welcome to Meck-Pomm!

Die schönsten Badestellen, die besten Imbissbuden und originellsten Geheimtipps für den Aufenthalt in Mecklenburg-Vorpommern. Ein kleiner Reiseführer für George W. Bush von theodora becker und nicole tomasek

Die Zeiten, in denen CIA-Agenten die Vorhänge ihres Dienstwagens zuzogen, wenn sie durch die Ostzone fuhren, sind längst vorbei. Der Osten Deutschlands hat jede Menge Attraktionen zu bieten, auch und gerade für hochrangige ausländische Staatsgäste. Die Mecklenburger und Vorpommeraner (kurz: »Meck-Pomms«) sind die Anwesenheit von großen Weltenlenkern gewohnt, schließlich ist auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Region aufgewachsen und vertritt seit 15 Jahren den wunderschönen Wahlkreis 15 (Stralsund, Nordvorpommern, Rügen) im Bundestag. Deshalb empfängt dieses äußerst sympathische und gastfreundliche Volk seine Besucher höflich und freundlich, ohne je aufdringlich zu werden.

Gerne machen die Meck-Pomms ausgedehnte Mittagspausen, sie strahlen eine innere Ruhe aus, die sofort ansteckend auf Besucher wirkt. Auf deren Wohlbefinden und Sicherheitsgefühl legt man großen Wert. Wohin auch immer sie kommen, stoßen Gäste zuerst auf die Polizeiwache, selbst wenn sie nicht danach suchen. »Fürchtet euch nicht!« sagt man hier der Jahr für Jahr wachsenden Zahl von Besuchern aus aller Welt. Doch trotz aller Beliebtheit muss sich niemand vor Massentourismus fürchten, die Wälder und Strände, Dörfer und Seen bieten schier endlose Weiten, in denen sich der Besucher allein mit der Natur und dem Schöpfer fühlen darf.

Nature & History

Neustrelitz. Die adrette kleine Stadt mitten in der Mecklenburgischen Seenplatte fällt bereits am Ortseingang durch kulturelle Vielfalt auf. »Diese Stadt hat ein Theater«, verkündet ein großes Schild. Doch es kommt noch besser: Die größten Operettenfestspiele Deutschlands finden in Neustrelitz statt. Auf dem Plakat in Deutschlandfarben hält »Der Vogelhändler«, ein schneidiger Kerl, seine blonde Maid im Arm. Das macht Lust auf mehr.

In der Tat bietet der Schlossgarten eine weitere Attraktion: Ein in neofrühmoderner Stahlrohrbauweise gehaltener Aussichtsturm ermöglicht einen Blick über die Parkanlage. »Die Stadt oder so können Sie damit aber nicht sehen«, räumt die Frau am Eingang ehrlicherweise ein, aber schließlich ist der Eintritt mit nur einem Euro für ganze 85 Treppenstufen auch sehr niedrig.

Der Neustrelitzer Stadthafen am Zierker See ist das Tor zum Naturparadies der Meck­lenburgischen Seenplatte. Hier kann man ­Baden »mit und ohne«, und zwar an »naturbelassenen Sandstränden« oder »verschwiegenen Seen«, in »stiller Einsamkeit mit der Natur oder mit Action«. Die Strelitzer Kleinseenplatte bietet dem Naturliebhaber eine Traumlandschaft: sanfte Hügel, tiefe Täler und Seen, stille Wälder und weite saftige Wiesen. Die eiszeitliche Serie von Grundmoränen, Endmoränen, Sanderflächen und Urstromtälern ist eine erdgeschicht­liche Sensation. Die ausgedehnten Mischwälder sind für Beeren- und Pilzsammler eine wahre Fundgrube.

Wer sich für Outdoor-Sport begeistert, findet im »Angelladen No 1« alles Nötige. Erst im April wurde das Geschäft erweitert, was mit einer »großen Echolotvorführung« gefeiert wurde. In den 380 Seen, Kanälen und Flüssen des Landkreises können Angler ihrem kontemplativen Hobby frönen. Doch Vorsicht! An manchen Gewässern zahlt man für den Fang eines Raubfisches doppelt so viel wie für einen Friedfisch.

Geschichtstipp: Nur 40 Kilometer südlich von Neu­strelitz, im uckermärkischen Templin, ist Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgewachsen. Sie lebte mit ihrer Familie in der Siedlung Waldhof (Röddeliner Straße 37) und machte im Jahr 1973 in der heutigen Waldschule (Röddeliner Straße 1) ihr Abitur (Notendurchschnitt: 1,0). Gedenktafeln hat die Gemeinde bisher nicht angebracht, doch die sachkundigen Stadtführungen, die der Tourismus-Service anbietet, verfolgen auch die Spuren der Kanzlerin in Templin. Eine gesonderte Angela-Merkel-Führung ist »angedacht«.

Italo-Western

Burg Stargard. Als »Rom Mecklenburgs« wird die liebenswürdige Kleinstadt Burg Stargard von seinen Bewohnern bezeichnet, weil sie ebenfalls auf sieben Hügeln errichtet wurde. Den Vergleich mit der ewigen Stadt muss dieses schmucke Örtchen wahrlich nicht scheuen, denn hier herrscht mediterrane Lebensfreude. Auch im Straßenverkehr haben sich die Stargarder eine gewisse Unkompliziertheit von den Römern abgeschaut. Hier wird schon mal, ohne zu blinken, von der kopfsteingepflasterten Hauptstraße rasant nach links abgebogen.

Eine vorzügliche Adresse fürs leibliche Wohl ist die verkehrsgünstig gelegene Taverne »Zum Bahnhof«. In der immer gut besuchten Gaststätte können Sie in einer stilvoll traditionellen Einrichtung allerhand Köstlichkeiten der regionalen Küche schlemmen. Besonders zu empfehlen: Currywurst oder Schnitzel! Fröhliche gelbe Tischdecken und nimmerwelke Sonnenblumengestecke laden zum gemeinsamen Speisen mit den Einheimischen ein. Auf Sonderwünsche wird hier gerne eingegangen, der Gast kann »auch andere Sättigungsbeilagen« wählen. Fürs Dessert empfiehlt sich der Eissalon in der Mühlenstraße, wo seit 50 Jahren eine Spezialität kredenzt wird, die es sonst nirgends auf der Welt gibt: das »Pinguin-Eis«, und zwar in den Sorten »Frucht-Vanille« und »Schoko-Vanille«.

Wie in der ewigen Stadt ist auch hier einiges für die Ewigkeit gebaut. Die im Jahr 1236 von den brandenburgischen Markgrafen errichtete mittelalterliche Höhenburg ist die einzige erhaltene in Norddeutschland. Wer, von so viel Beständigkeit angetan, etwas gegen seine eigene Unstetigkeit unternehmen will, kann im »Trauzimmer« den Bund fürs Leben schließen und mit der Hochzeitsgesellschaft durch die Eingangstorruine ziehen.

Nightlife-Tipp: Wenn’s ums Feiern geht, lieben es die Burg Stargarder amerikanisch, zum Beispiel bei »Rock and Roll und Rodeo« auf dem Reiterhof Gohrs (Teschendorfer Chaussee), dem »Großen Country-Fest« (Teschendorfer Chaussee) oder dem »Nachtrodeln mit Musik und Spaß« auf der Sommerrodelbahn (Teschendorfer Chaussee).

The Gate to Culture

Neubrandenburg. Die »Stadt der vier Tore« ist die literarische Hauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns. Luise Mühlbach wurde hier geboren, Johann Heinrich Voß ging hier zur Schule, Ida von Hahn-Hahn lebte hier ebenso wie Fritz Reuter und Brigitte Reimann. Das Neubrandenburger Literaturzentrum veranstaltet den »Norddeutschen Bücherfrühling« und die »Hans-Fallada-Tage«, die Mecklenburgische Literaturgesellschaft verleiht hier den Uwe-Johnson-Preis. Für Literaturneulinge bietet die Volkshochschule die Kurse »Baustein Englisch« und »Baustein Deutsch« (auch für Muttersprachler!), deren Teilnehmer grammatika­lische und orthographische Grundkenntnisse erwerben können und zudem lernen, sich in Alltagssituationen zu verständigen.

Übernachtungstipp: Auf Nachfrage bietet das zuvorkommende Bahnhofspersonal ein besonderes Übernachtungserlebnis: Schlafen im stehenden Zug, sogar in der ersten Klasse und völlig kostenlos. Dazu einmal live erleben, wie ein Zug von den Bremsen bis zum Kabinenlicht mit äußerster Genauigkeit auf Funktionstüchtigkeit überprüft wird. Selbstverständlich werden die Zugtüren verriegelt, um die Adventure-Schlafenden vor ungebetenen Gästen zu schützen.

Kick it like SV 91

Demmin. Man tat den Demminern ein großes Unrecht, als man sie bei der Organisation der Fußball-WM überging. Ohne Zweifel hätte das imposante »Stadion der Jugend« mit seinem sandgelben Triumphbogen eine würdige Spielstätte abgegeben. Schon zu DDR-Zeiten wurden hier glanzvolle Siege gefeiert, heute dient es dem Demminer SV 91 als Heimstätte, der nicht minder glanzvolle Erfolge feiert (wie beim 8:0-Sieg gegen den SSV Spantekow 49). Unter den schattigen Bäumen am Spielfeldrand können die Fans ihr Team hautnah miterleben. Auf den Banden ist noch Platz für Werbung, und niemand hätte etwas dagegen, wenn ein amerikanischer Ölkonzern einspringen würde.

Nachts geht es rund in Bars wie der »Mausefalle« und der »Kneipe mit Pieps«. Die Demminer Jugend steht eher auf hausgemachte Popmusik und kann mit Pop aus den USA wenig anfangen: »Tokio Hotel ist geil – US 5 ist hammerscheiße«, ist an einer Wand zu lesen. Doch US-amerikanische Besucher sollten sich davon nicht abschrecken lassen. Einfach einen kleinen Deutsch­landaufnäher auf das T-Shirt pinnen, vielleicht noch die im Ort erhältlichen und sehr beliebten schwarz-rot-goldenen Socken aus den Sneakers herauslugen lassen und schon kann problemlos mitgefeiert werden.

Beauty-Tipp: Friseur u. Kosmetik GmbH Chic (Clara-Zetkin-Str. 32), Kosme­tik­oase Jamilah (Clara-Zetkin-Str. 25), Boutique Donna (Treptower Str. 28), Wäschekiste (Treptower Str. 28).

The Decent Beach

Stralsund. Das »Tor zur Insel Rügen« ist ein wunderbares Ziel für verträumte Spaziergänge durch die historische Altstadt (Weltkulturerbe!) oder die Friedhöfe (der älteste stammt aus dem Gründungsjahr 1234). Insider schätzen auch die Beach von Stralsund. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Hafen befindet sich eine wundervolle Badestelle (Achtung: dornige Büsche!) Beim Schwimmen hat man einen einzigartigen, aufregenden Blick auf die großen Hafenkräne. Das Wasser hat eine angenehme Badewannentemperatur, die Algen zeugen von einer intakten Flora. Sanft streicheln die Pflänzchen die Beine beim Waten im nur hüft­hohen Wasser, und der Schlick umspielt geschmeidig die Zehen. Von der berühmten ostdeutschen Freizügigkeit ist hier nichts zu sehen. Außer Kleinkindern schwimmt niemand ohne Badekleidung, es herrschen Sitte und Anstand. Also keine Scheu, Mr. Bush – hier können auch Sie den Sprung ins Wasser wagen!

Am Alten Markt werden die Besucher mit unzähligen fröhlich-bunten Regenbogenfahnen empfangen, die in der frischen Seebrise wehen. Doch es gibt auch sex and crime zu erleben. Unter dem Titel »Diebe, Mörder und Huren« lädt eine Stadtführung dazu ein, die »dunkle Seite« der alten Hansestadt zu entdecken.

Nach Stralsund kann man getrost die ganze Familie mitnehmen. Auf dem Neuen Markt ist das »Stralsunder Jugendzelt« aufgebaut, in dem der Nachwuchs seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Das großräumige Zelt bietet genug Platz, um sich auszutoben. Nur in der Mitte stehen Tische, auf denen sechs Computer aufgereiht sind. Hier spielen Jugendliche »Counter­strike«. Niemand versucht krampfhaft, den Teenagern eine altbackene Kultur aufzuzwingen, sie werden akzeptiert, wie sie sind.

Badetipp: Rüber nach Rügen – mit der Fähre oder ab 2007 über Deutschlands größte Brücke. Zum Baden besonders geeignet: das von Buchenwäldern umgebene Ostseebad Binz mit einem traumhaften, kilometerlangen Sandstrand oder der Strand von Prora mit der avantgardistischen Ferienanlage »KDF-Seebad der Zwanzigtausend«, das durch besondere äußere Umstände unvollendet blieb. Ein Muss für Romantiker: die weltberühmten Kreidefelsen bei Sassnitz.

The City that doesn’t sleep

Rostock. Das Stadtbild der pulsierenden Hafenmetropole wird bestimmt durch die »Rostocker Kennewohrn«, die jeweils aus sieben Teilen bestehenden sieben Wahrzeichen nämlich: die sieben Türen der St. Marien-Kirche, die sieben Straßen am großen Markt, die sieben Tore, die in das Land führen, die sieben Kaufmannsbrücken am Strand, die sieben Türme des Rathauses, die sieben Lindenbäume im Rosengarten und die sieben Glocken der sieben Kirchen, die gleichzeitig schlagen (um sieben Uhr sogar sieben Mal). Die in Backsteingotik gebaute Altstadt wurde im Krieg zerstört, doch keine Sorge, Mr. Bush, die Rostocker haben ihre Stadt wieder aufgebaut und sind nicht nachtragend. Die Universität Rostock wurde im Jahr 1419 gegründet und ist eine der ältesten Nordeuropas.

Architekturtipp: Humane Architektur und Plattenbau – was gemeinhin als unvereinbar gilt, ist im Stadtteil Lichtenhagen Realität. Hier finden Sie ein Musterbeispiel für eine gelun­gene Plattenbauweise, mit der Fußgängerzone »Lichtenhäger Brink« im Mittelpunkt, in der unzählige Gärten, Brunnen und verwinkelte Ecken zum Flanieren und Verweilen einladen. Ebenfalls interessant: das weltberühmte »Blumenhaus«.

Railway to Heaven

Bad Doberan. Hier feiert die »Mecklenburgische Bäderbahn Molli« gerade ihr 120jähriges Jubiläum. Ein Grund zum Mitfeiern auch für Touristen. Zumal es mit einem großen Fest begangen wird, auf dem man die Gelegenheit bekommt, mit dem »Hundertjährigen Zug« zu fahren.

Wenn um 19.30 Uhr die letzte Bäderbahn auf der Schmalspurstrecke nach Kühlungsborn-West gefahren ist, werden in Bad Doberan die Gehsteige längst noch nicht hochgeklappt. Für Nachtschwärmer, die jetzt noch Appetit haben, bietet sich ein nettes Lokal im Stadtzentrum an, das auch nach 20 Uhr geöffnet bleibt. Hier gibt es »asiatisch-türkische Spezialitäten« zu günstigen Preisen. Auf der Speisekarte stehen Döner in allen Variationen (mit Fleisch, ohne Fleisch, mit viel Fleisch, große und kleine Portionen) sowie asiatische Leckereien wie gebratene Nudeln mit Hühnerfleisch und Gemüse.

Hier trifft man auf Einheimische, die, weltläufig wie sie sind, gerne ausländisch essen, dabei aber niemanden, erst recht keine fremden Besucher, unaufgefordert ansprechen. Sie sitzen auf Klassikern des Gartenstuhldesigns, genießen die Ruhe der Fußgängerzone und zeigen, dass manchmal eine gut gekühlte Flasche Bier genügt, um glücklich zu sein. Wer es tagsüber »super, satt, günstig« mag, kann 50 Meter weiter bei der »Turbo-Schnell-Gaststätte« sein Glück versuchen.

Einen Minuspunkt gibt es allerdings für Bad Doberan. Das »Lübzer-Pils-Ostseemeeting«, ist nicht, wie man erwarten könnte, ein kulinarisches Großereignis, sondern nur für Besucher attraktiv, die sich für Pferdesport interessieren.

Seelentipp: Das Doberaner Münster ist die Perle der norddeutschen Backsteingotik, hunderttausende Besucher kommen Jahr für Jahr zu den feierlichen Gottesdiensten, unvergesslichen Trauungen und eindrucksvollen geistlichen Konzerten. Die schlichte und doch erhabene Zisterzienser-Baukunst lädt zum andächtigen Gespräch mit Gott ein.

Where the Scene meets

Lübtheen. Die beschauliche Kleinstadt im Westen bietet eine besondere folkloristische Attraktion. Mr. Bush, hier können Sie die Deutschen so erleben, wie sie schon Ihr Vater im Weltkrieg erlebt hat. Seit einigen Jahren ziehen original erhaltene Nazis hierher. Sie kaufen Schlösser, Güter und Häuser, gründen Betriebe und Geschäfte, arbeiten im Sportverein und im Elternbeirat mit und übernehmen nach und nach den Ort.

Securitytipp: Auch wenn die Nazis in Lübtheen höflich und gesittet auftreten, sollte man sich nach Anbruch der Dunkelheit besser nicht ohne örtlichen Führer auf die Straße begeben.

The Capital

Schwerin. Das Schmuckstück der bezaubernden Landeshauptstadt ist das Schweriner Schloss, das auf einer Halbinsel im Schweriner See thront. Dort hat das Landesparlament seinen Sitz. Trotz aller gebotenen Vorsicht (Hier residiert die kommunistische Landesregierung!) sollten Sie, Mr. Bush, die Stadt nicht meiden, sondern die Leitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche, die ebenfalls in Schwerin ansässig ist, in ihrem gerechten Kampf gegen die Gottlosen unterstützen.

Museumstipp: »Ein Land zwischen Rüben und Raketen – die Ausstellungen des Technischen Landesmuseums e.V. erzählen ein Stück Technikgeschichte des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern«, heißt es viel versprechend.