Nachrichten

Hurra, das Kino lebt!

»Fluch der Karibik 2«. Da hatte man sich schon an das Gejammer der Filmindustrie gewöhnt, dass niemand mehr ins Kino gehe – und dann so was: »Fluch der Karibik 2« mit Orlando Bloom, Keira Knightley und Johnny Depp als schwulem Piraten ist drauf und dran, einer der erfolgreichsten Filme überhaupt zu werden. In den USA konnte die postmoderne Piratenkomödie den schwungvollsten Filmstart aller Zeiten verbuchen, und auch in Deutschland wartet eine erstaunlich große Fangemeinde darauf, Johnny Depp ein zweites Mal als tuntigen Seeräuber mit viel Schminke und Hausfrauentuch erleben zu dürfen. Der Film startet diese Woche in den deutschen Kinos. (aha)

Das Opfer

Eko Fresh. Der türkischdeutsche Rapper Eko Fresh spielt eine seltsame Rolle in der deutschen HipHop-Gemeinde. Ein »Opfer« will in dieser Szene normalerweise niemand sein, denn wer sich »Opfer« schimpfen lassen muss, gilt als Weichei, als Rapper ohne Eier, als Jammerlappen, der auf dem Schulhof früher nicht selbst ausgeteilt hat, sondern immer nur einstecken musste. Doch Eko Fresh gibt bereitwillig das »Opfer«. In einem Interview mit der deutschen Hip Hop-Zeitschrift Juice hat er darüber gejammert, dass niemand ihn so recht möge, dass er unterschätzt werde und niemand so recht kapiert habe, was er eigentlich wolle. Eine Runde Mitleid also für Eko Fresh.

Aus seiner »Opfer«-Rolle wird ihn auch die Tatsache nicht herausholen, dass er seiner Plattenfirma das Okay gegeben hat, sein jüngstes Album »Hart(z) IV« aus dem Handel nehmen zu lassen, um es in einer »cleanen« Version erneut auf den Markt zu bringen. Von einigen Plattenhändlern wurde das erste Stücke der Platte »Noch einmal« angeblich als zu pornografisch eingestuft. Normalerweise reibt sich bei so einer Beurteilung jeder anständige Rapper die Hände. Denn »zu pornografisch« bedeutet: Skandal, Aufmerksamkeit und letztlich Plattenverkäufe ohne Ende. Doch Eko sagt: »Ich möchte niemanden vor den Kopf stoßen«, und macht es den Plattenhändlern recht. Du meine Güte, als Rapper sollte man eigentlich jemanden vor den Kopf stoßen wollen. (aha)

Der Retter der Musik-Clips

Motor TV. Seit Tim Renner bei dem Musikunternehmen Universal gekündigt wurde, gilt er als letzter aufrechter Manager des Musikbusiness, weil er es perfekt verstanden hatte, seinen Herauswurf zum Kampf des Gerechten gegen das Reich des Bösen umzudeuten. Seine bei Universal untergebrachte Marke Motor Music hat er nach seinem Abgang mitgenommen, um erneut ein kleines Label zu gründen und um mit Motor FM einen mäßig erfolgreichen Online-Radiosender zu betreiben.

Nun will er sich endgültig unsterblich machen und Motor TV gründen, einen neuen Musikfernsehkanal, der sich endlich wieder um das kümmern soll, um was sich Musikfernsehsender eigentlich kümmern sollten: um gute Musikvideos. Viva und MTV fühlen sich für diese ja nicht mehr zuständig und zeigen nur noch, wo Paris Hilton abends essen geht, oder Wiederholungen von »South Park«. Eine Lizenz für den Sender wurde bereits beantragt, im September soll es losgehen mit Motor TV. (aha)

Progressive Rock im Feuilleton

Serie. Längst beziehen neue Rockproduktionen ihr Flair aus untergegangenen Stilepochen – allerdings beileibe nicht aus allen. Mit spitzen Fingern wird jene Zeit angefasst, in der man Konzeptalben produzierte, mit Kunstmusik und Jazz experimentierte, LP-Seiten-lang improvisierte und wirre Cover-Art zeichnete. Progressiv wollte die Rockmusik in den frühen Siebzigern sein – und in ihren besten Momenten gelang es ihr sogar, an den strengen Konventionen der U-Musik zu rütteln. Ihre musikalischen Highlights jedenfalls traut sich heutzutage kein Sender mehr vor Mitternacht zu spielen. Was euch dadurch vorenthalten wird, beschreibt die vierteilige Sommerserie »Progressive Rock – der erregende Sound der Siebziger«, die in der nächsten Woche in der Jungle World beginnt. (uk)