T-Service Lohnsenkung

Die Telekom will mindestens 50 000 Beschäftigte in Tochtergesellschaften »auslagern«. Vorerst. von winfried rust

Die Sorge der Belegschaft ist spürbar. Rund 13 000 Beschäftigte der Telekom kamen an einem Werktag, am 28. Februar, zur Demonstration nach Bonn vor die Telekom-Zentrale. Sie protestierten gegen eine Politik des Vorstands, die bereits über 100 000 Beschäftigte aus dem Konzern gedrängt und die Arbeitsbedingungen verschlechtert hat. Dagegen hatte Verdi, Fachbereich Telekom, dem Management zur Jahreswende eine so genannte »Belastungswarnung« erteilt und Protestunterschriften überreicht.

Die Mehrheit des Aufsichtsrats der Telekom hingegen zieht Belastungsproben vor. Sie beschloss die »Auslagerung« von gut 50 000 Beschäftigten aus dem Konzern. »Geplant ist, drei Tochtergesellschaften aus­zulagern«, sagte Dieter Buhl, der Leiter des Verdi-Fachbereichs Telekommunikation von Baden-Würt­temberg, der Jungle World. »Diese wären hundertprozentige Töchter der Telekom. Die alten Löhne und Gehälter gelten dann nur noch ein Jahr«, meint er.

Am stärksten wären die Angestellten des technischen Services und der Callcenter in der Festnetzsparte T-Com betroffen. T-Com erhält nun »zur besseren Orientierung«, wie das Unternehmen meint, den Namen T-Home. Vielleicht, weil demnächst viele Beschäftigte nach Hause geschickt werden? Die »ausgelagerten« Tochtergesellschaften mit den vorläufigen Namen »T-Service Call Center«, »T-Service Technischer Kundendienst« und »T-Service Technische Infrastruktur« sollen dagegen nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden René Obermann »möglichst viele Arbeitsplätze sicherer machen«, bis zu einer Milliarde Euro sparen und den Service verbessern.

»Die wollen den Leuten das Geld wegnehmen, darum geht’s«, meint Ado Wilhelm von der Verdi-Bundesverwaltung. Er ist Mitglied im Aufsichtsrat von T-Mobile Deutschland. »Zum Beispiel sollen sie statt 34 dann 38 oder 40 Stunden arbeiten und einen geringeren Stundenlohn bekommen. Zulagen und Bildschirmpausen fallen weg oder die Arbeitszeit beginnt erst, wenn das System hochgefahren ist«, sagt er der Jungle World. Sein Kollege Buhl sieht als Perspektive »30- bis 50prozentige Lohnsenkungen hin zu Armutslöhnen«. Deshalb stünden nun Tarifverhandlungen »auch mit den Mitteln des Arbeitskampfes und des Erzwingungsstreiks« an, sagt Wilhelm.

Das Ziel der Gewerkschaft sind neue tarifvertragliche Regelungen mit Kündigungsschutz, Standortsicherung und dem Erhalt der alten Rechte. Denn eine ausgegliederte GmbH könnte der Konzern auch günstig verkaufen oder Pleite gehen lassen.

Der Vorstand denkt nach Informationen der Wirtschaftswoche allerdings bereits über die Auslagerung der Netzplanung und des Netzbetriebs nach. Damit könnte die Telekom noch einmal 25 000 Beschäftigte auf Niedriglohn setzen. Eine weitere Überlegung sei die Zerschlagung der derzeitigen Festnetzsparte T-Com. Die Telekom bestreitet diese Pläne. Bis ins Jahr 2012 soll außerdem das gesamte Netz der Telekom auf das fast vollautomatische Internet-Protokoll (IP) umgestellt werden. Das dürfte mit vielen Stellenstreichungen einhergehen. Gleichzeitig plädiert der Vorstand für längere Arbeitszeiten.

Der Gegensatz, der sich auftut, ist frappierend: Auf der einen Seite gibt es die glänzende Welt multifunktionaler Handys, immer leistungsstärkerer Verbindungen und einer steigenden Produktivität, auf der anderen Seite werden die Arbeiterinnen und Arbeiter in Niedriglohnklitschen verfrachtet.

Immerhin werden die Beschäftigten gut auf die Pflichtarbeit zum Hartz-IV-Tarif vorbereitet. Und auch für Erwerbslose hat die Telekom eine passende Lösung parat: Im Sommer will sie eine »unabhängige Zweitmarke« für »sehr preisbewusste Kundengruppen« einführen.