Wie im Saustall

Machtkampf in der Regensburger CSU von philipp steglich

Er ist so ein schöner Bub, wie aus dem Bilderbuch. Nach hinten gegelte Haare, ein freundliches, gewinnendes Lächeln, Krawatte – so präsentiert sich Thomas Fürst. Der Stadtrat und stellvertretende Kreisvorsitzende der Regensburger CSU ist das Paradebeispiel des hoffnungsfrohen Sprosses der Jungen Union. Der 36jährige scheint zudem fest in der dortigen Gesellschaft verankert zu sein, ist er doch Mitglied der Studentenverbindung Rupertia und der erzkatholischen Marianischen Männerkongregration. Fürstin Gloria von Thurn und Taxis befand ihn als Lokalpolitiker noch im April für »erfrischend«.

Doch seine Karriere scheint ein vorschnelles Ende nehmen zu wollen. Als er Mitte Fe­bruar zum Vorsitzenden des Ortsverbandes Altstadt der Regensburger CSU gewählt wurde, veröffentlichten sieben andere Ortsvorsitzende, denen Fürst zu mächtig werden drohte, ein 33seitiges Dossier. Darin werden Fürst und seinen Mitstreitern bei der CSU rassistische und volksverhetzende Äußerungen vorgeworfen und mit Zeugenaussagen belegt.

Demnach habe Fürst etwa eine Wahlhelferin der CSU mit schwarzem Großvater als »Negerfotze« tituliert. Erinnert wird auch an die mittlerweile wohl legendäre Party in seinem Hause, die bereits im Jahr 1994 stattfand. Umgeben von der Reichskriegsflagge und der Hakenkreuzfahne soll damals das Horst-Wessel-Lied geschmettert worden sein, während nebenbei Pornofilme liefen. Thomas Fürst ging zwar gegen derartige Darstellungen seiner Feiergewohnheiten mehrmals gerichtlich vor, konnte aber bisher die Vorwürfe nicht ganz aus der Welt schaffen.

In dem Dossier wird außerdem behauptet, Fürst habe nichts gegen ein Parteimitglied unternommen, das gesagt habe: »Die Ausländer gehören genauso vergast wie die Juden«, vielmehr habe er mit jenem Kollegen im vorigen Jahr einen Segeltörn unternommen. Andere Funktionäre der JU hätten in SMS und E-Mails als Anrede »Heil Hitler« gebraucht und mit »Baldur von Schirach« unterschrieben.

Wegen des Dossiers hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen, um sie nach wenigen Tagen wegen Verjährung der Vorfälle einzustellen. Damit war auch die vorläufige Enthebung der Politiker von ihren Ämtern durch den Bezirksvorstand gleich wieder hinfällig. Dafür wurde es in der CSU unruhig, die sich zuvor für das Treiben ihres Jungstars und seiner Gefährten nicht übermäßig interessiert hatte. Nun sollen alle Beschuldigten ihre Ämter ruhen lassen, bis ein Untersuchungsausschuss des CSU-Kreisverbandes die Vorwürfe aufgeklärt hat. Dass ausgerechnet ein Mann aus dem näheren Umfeld von Fürst, der Kreisvorsitzende Franz Rieger, die Kommission zusammenstellen soll, verspricht zweifellos die brutalstmögliche Aufklärung des Falls.

Mittlerweile hat selbst Günther Beckstein erkannt, dass das »Problem von Regensburg jahrelang verschleppt« wurde, und möchte künftig auf solche »zwielichtigen Typen in unseren Reihen« verzichten. Ob das der Fall sein wird, bleibt jedoch fraglich, da Fürst und seine Freunde nunmehr mit Gegenbeschuldigungen kontern. Sie behaupten, ein Stadtrat aus den Reihen der innerparteilichen Gegner habe in einer Synagoge einen antisemitischen Witz gerissen.

Der Machtkampf innerhalb der Regensburger CSU scheint also gerade erst an Fahrt gewonnen zu haben. Die zu erwartende Schlamm­schlacht wird hoffentlich interessante Fakten liefern aus diesem sonst unzugänglichen Morast von Katholizismus, Männerbündelei und Rechtsextremismus. Fiat lux!