Mehr Bier für den Tag der Helden

Die Wirtschaft Zimbabwes steht vor dem Zusammenbruch. Dennoch möchte Präsident Mugabe für eine weitere Amtszeit kandidieren. von philipp brugner

Manchmal muss sogar Präsident Robert Mugabe nachgeben. Am 26. Juni hatte die Regierung die Halbierung der Preise für alle Waren und Dienstleistungen verfügt, um die Inflation zu bekämpfen. Doch Anfang August war das Bier aus den Läden verschwunden, kurz vor den Feiern zum Heroes’ Day am 13. August. Nach »intensiven Beratungen über die Preisformel« habe die Regierung beschlossen, eine Erhöhung des Preises zu gestatten, um »die Güterversorgung der Märkte zu verbessern«, erläuterte Industrieminister Obert Mpofu am Freitag.

Den Händlern und Wirten wurde erlaubt, den Bierpreis um 30 Prozent zu erhöhen, sodass wenigstens jene, die es sich noch leisten können, am Montag auf die Guerillakämpfer anstoßen konnten, die Zimbabwe vom weißen Siedlerregime befreit hatten.

Nach offiziellen Angaben liegt die Inflationsrate bei 4 500 Prozent, und unabhängige Schätzungen gehen sogar von 9 000 Prozent aus. »Bis Jahresende könnte sie auf knapp 1,5 Millionen Prozent steigen«, prophezeite der US-Botschafter Christopher Dell, der Internationale Währungsfonds hält 100 000 Prozent für möglich.

Vor der Verfügung waren die Preisschilder in den Supermärkten teils viermal pro Tag ausgetauscht worden. Danach verschwanden die Waren nach und nach aus den Regalen. »Der große Zusammenbruch steht unmittelbar bevor. Ladenbesitzer, die zu Verlust gezwungen werden, machen ihre Geschäfte dicht, und die Fabrikanten stellen ihre Produktion ein«, urteilt der Ökonom John Robertson. Die Arbeitslosenrate beträgt bereits 80 Prozent. Viele Zimbabwer können nur überleben, weil sie Verwandte unter den drei Millionen Migranten haben, die einen Teil ihres Lohnes an ihre Familien schicken.

Die Regierung reagierte auf die Krise mit den im Kampf gegen die Opposition erprobten Methoden. Seit Ende Juni wurden 7 500 Händler, Kleinunternehmer und Manager verhaftet, meist allerdings nach kurzer Zeit gegen Zahlung einer Geldstrafe wieder freigelassen. Die Verlagerung des Handels auf den Schwarzmarkt ließ sich auf diese Weise nicht verhindern. Offenbar will die Regierung nun mit »kontrollierten« Preiserhöhungen die Lage wieder unter Kontrolle bekommen. Auch die Preise für Brot und Fleisch wurden angehoben, nun werden wohl wieder mehr Waren in die Läden kommen, aber es wächst auch die Zahl der Zimbabwer, die sie sich nicht leisten können.

Trotz der beispiellosen ökonomischen Krise gelingt es der Opposition derzeit nicht, eine Massenbewegung gegen den Autokraten Mugabe zu organisieren. In den großen Städten sind die Polizei und paramilitärische Schlägertrupps ständig unterwegs, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Im März dieses Jahres wurden zahlreiche Oppositionelle, unter ihnen Morgan ­Tsvangirai, der Vorsitzende der MDC (Bewegung für demokratischen Wandel), verhaftet und mit Spuren von Misshandlungen öffentlich zur Schau gestellt. Tsvangirai musste mit schweren Verletzungen im Krankenhaus behandelt werden.

Der 83jährige Mugabe regiert seit 27 Jahren. Er will bei den für März kommenden Jahres geplanten Wahlen noch einmal kandidieren, und wie bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2002 dürfte er versuchen, sich den Sieg durch Manipulationen und Einschüchterung der Opposition zu sichern.

»Nicht nur Mugabe allein zerstört das Land«, sagt Roy Bennett, Schatzmeister und ehemaliger Abgeordneter der MDC. Noch scheint der Präsident seine Klientel, die Regierungspartei Zanu-PF und das Militär, im Griff zu haben. Doch Ende Juni starb General Armstrong Gunda, der Kommandant der Präsidentengarde, bei einem mysteriösen Unfall, kurz nachdem 15 seiner Soldaten wegen angeblicher Putschvorbereitungen verhaftet worden waren. Wohl erst im Dezember wird die Zanu-PF endgültig entscheiden, ob sie Mugabe aufstellt. Wenn bis dahin die Wirtschaft nicht völlig zusammengebrochen ist.