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Wahrheit und Lüge

Gegenkampagne. Es gibt eine Bild-Kampagne mit dem Motto: »Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht.« Reichlich absurd und lächerlich ist dieser Wahlspruch, manche Menschen scheinen sich jedoch ernstlich darüber aufzuregen.

Nicht nur, dass auf der Internetseite Bildblog.de akribisch die Fehler und falschen Behauptungen des Blatts aufgezählt werden. Nun machen auch noch Anke Engelke und Christoph Maria Herbst auf MTV, Viva und Comedy Central Werbung für den Blog. Ihre Kampagne trägt wiederum den Namen: »Jede Lüge braucht einen, der sie zählt.« Dass Bild nicht unbedingt eine mustergültige, seriöse Berichterstattung betreibt, ist keine wirklich neue Erkenntnis. Sich über die Zeitung aufzuregen, ist etwa so, wie zu einem Gangster-Rap-Konzert zu gehen und sich über die rüde Sprache zu empören. Das war bei Günter Wallraff schon öde. Bei Engelke und Herbst wird es nicht besser. mst

Gwen mal anders

Selbstzensur. »Wes’ Brot ich ess’, des’ Lied ich sing«, heißt es. Die Sängerin Gwen Stefani hätte sicher nicht hungern müssen, hätte sie das Konzert in Kuala Lumpur abgesagt. Doch in der vergangenen Woche spielte Stefani in der Stadt, anders als üblich in nicht sonderlich freizügiger Kleidung und ohne laszive Tanzschritte. Islamistische Studenten hatten bereits Tage vor dem Konzert protestiert, da Stefani dem sittlichen Benehmen der Jugend schade. Die Sängerin lenkte ein. Im vergangenen Jahr waren die nicht sonderlich zurückhaltenden Pussycat Dolls in Kuala Lumpur aufgetreten, der Veranstalter wurde danach zu einer Geldstrafe von etwa 2 000 Euro verurteilt. mst

Nichts zu lachen

Satire in Spanien. Europäische Monarchen haben nichts mehr zu sagen, werden von Paparazzi belästigt und machen sich recht häufig lächerlich. Die spanische Königsfamilie sieht es jedoch gar nicht gern, wenn sie zum Gespött der Leute gemacht wird. Die Satirezeitschrift El Jueves hat in den vergangenen Wochen mehrfach Karikaturen veröffentlicht, über die Juan Carlos und die Königssippe nicht lachen konnten.

Zunächst hatten die Satiriker eine Zeichnung des spanischen Prinzen­paares beim Sex veröffentlicht, mit der sie sich über die von der spa­nischen Regierung ausgelobte Babyprämie von 2 500 Euro lustig machen wollten. Die Empörung war jedoch so groß, dass die Staatsanwaltschaft die Ausgabe beschlagnahmte. In der vergangenen Woche zierte eine Karikatur die Titelseite von El Jueve, auf der der König Nacktfotos der Prinzessin an eine Klatschzeitschrift verscherbeln will. Man darf gespannt sein, wie die Staatsanwaltschaft dieses Mal reagiert. mst

Der Hüftspeck muss weg

Bildmanipulation. Dass einer Regierung nahe stehende Medien unliebsame Tatsachen nicht nur schönreden, sondern durchaus auch einmal verfälschen oder weglassen, ist bekannt. Ein besonderer Fall der Fotomanipulation kam in der vergangenen Woche in Frankreich ans Licht.

Das Boulevardmagazin Paris Match hatte ein Urlaubsfoto des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy veröffentlicht. Er war mit freiem Oberkörper bei einer Bootsfahrt zu sehen und machte eine recht gute Figur für einen 52jährigen. Das Magazin L’Express veröffentlichte nun dasselbe Foto, nur wölbte sich auf ihm eindeutig der Hüftspeck über der Badehose des Präsidenten. Paris Match erklärte den Unterschied damit, dass man Schatten auf dem Bild korrigiert habe. Schlüssiger klingt jedoch, dass Arnaud Lagardère, der Besitzer des Magazins, seinem engen Freund Sarkozy einen kleinen Gefallen getan hat. Jogging allein hilft eben nicht gegen Hüftspeck. mst