L’américain

Frankreich strebt wieder nach Einfluss im Irak und im Nahen Osten. Dafür muss es enger an die Seite der USA rücken kommentar von anton landgraf

Kaum hat er die Macht erhalten, bleibt nichts mehr, wie es war. In seiner außenpolitischen Rede hat Nicolas Sarkozy die französische Außen­politik auf den Kopf gestellt. Sitzt nun mit Sarkozy ein Amerikaner im Elysée-Palast? Tatsächlich erscheint der Wechsel auf den ersten Blick dramatisch: Sein Vorgänger, Jacques Chirac, hatte sich demonstrativ gegen die USA gewendet und pflegte schon lange vor dem Irak-Krieg enge Bindungen zu verschiedenen arabischen Regimes. Sarkozy betreibt genau das Gegenteil: Er will die US-Regierung im Irak unterstützen und erklärte vor 180 französischen Botschaftern, er sei ein Freund Israels. Deutlicher hätte die Abkehr von Chirac nicht ausfallen können.

Dennoch verfolgt Sarkozy mit seiner Politik nach wie vor konsequent nationale Interessen. Und er vertritt sie mit der Selbstverständlichkeit des dynamischen Emporkömmlings, bei dem nur realpolitische Erfolge zählen.

Die USA sind im Irak wenig erfolgreich und brauchen neue Bündnispartner. Umgekehrt kann Frankreich mit seiner fundamentalen Opposi­tion nichts mehr in der Region gewinnen. Um dort wieder ins Geschäft zu kommen, muss es sich mit den USA arrangieren.

Zudem will Sarkozy die Mittelmeerländer vom Libanon bis nach Marokko enger an die EU – das heißt an Frankreich – binden. Der Plan kann nur gelingen, wenn es im Nahen Osten eine politische Perspektive gibt. Auch dafür benötigt er zuverlässige Bündnispartner. Israel scheint ihm verlässlicher zu sein als die verfeindeten und unberechenbaren palästinensischen Fraktionen.

Dass er bei aller Freundschaft zu Israel gleichzeitig keine Skrupel hat, arabischen Despoten Waffen und selbst Atomkraftwerke zu liefern, hat er kürzlich mit seinem Deal mit Libyen bewiesen. Gut ist, was Frankreich nützt – und Sarkozy.