Krankheit und Pubertät

Platte Buch von Sigrid Weber

Der vierzehnjährige Donald Delpe hat Krebs, und seine Überlebenschancen stehen schlecht. Dass seine Eltern damit kaum klar kommen, ist verständlich, macht für ihn aber alles noch anstrengender. Kein Wunder, dass er nur noch das Nötigste redet, sich mit seinem i-Pod zustöpselt oder in die Welt von Miracle-Man flüchtet. Das ist der unverwundbare Superheld seines selbst geschaffenen Comic-Romans, Projektionsfläche für seine Ängste und Phantasien. Und Donalds größte Sorge ist es zu sterben, ohne jemals Sex gehabt zu haben.

Anthony McCarten erzählt diese Geschichte über Krankheit und Sterben ohne einen Funken Pathos und trotzdem mit viel Gefühl. Keine Szene zerfließt ihm in Rührseligkeit, was nicht nur an seiner rotzigen Sprache und schonungslosen Offenheit liegt, sondern auch an seinem zum Teil untergründigen Humor. Nicht minder überzeugend ist jedoch die außergewöhnliche formale Struktur des Romans. McCarten hat ihn wie ein Drehbuch aufgebaut, über weite Strecken dialogisch, mit Regieanweisungen, Aufblenden, Rückblenden, Szenenwechseln, wodurch eine nuancierte dramaturgische Dynamik entsteht. Und um die Erlebnisse und Gefühlszustände seiner Protagonisten zu pointieren, bedient er sich virtuos aus den Formenwelten von Kunst, Literatur und Kino.

Gelungen in jeder Hinsicht, diese zum Weinen komische Geschichte.

Anthony McCarten: Superhero. Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié. Diogenes Verlag Zürich. 303 S., 19,90 Euro