Bleibt dialektisch!

Der letzte linke Student von jörg sundermeier

Der letzte linke Student ist innerlich zerrissen. Warum ist er innerlich zerrissen? Innerlich zerrissen ist er, denn: der Staat ist gut und schlecht. Schlecht ist der Staat, wenn er RAF und Widerstand und Islam und das freie Herumschweifen inhaftiert oder beschränkt oder beobachtet. Dann nämlich ist der Staat: ein Repressionsstaat. Doch manchmal: ist der Staat auch gut. Etwa: wenn er die Loks und die Beamten und die Gleise behält. Oder: wenn er die Post bringt. Andererseits: soll die Post ja gerade alles verlieren. Nicht nur: da in diesen Zeiten alles immer schlechter und schlimmer und schrecklicher wird. Sondern auch: weil die Liberalen, die Neoliberalen und die Postneoliberalen mit ihrer ekligen Ideologie alles dem Staat entreißen und kaputtmachen. Und der Staat? Macht leider mit!

Nun aber: lehnt sich die Post auf gegen ihren Ausverkauf. Denn: sie wirft sich dem Arbeiterkampf in die Arme. Und: streitet für die Mindestlöhne. Ja: man kann sagen: wir schreiten Seit’ an Seit’. Allerdings: wird die Post trotzdem abgewickelt. Aber: man kann an dem Fall lernen. Rasch schreibt der letzte linke Student ins besondere Notizbuch: »Wenn sich die Staatsarbeiter ein Bspl. an d. Post nehmen, dann können sie retten, w. noch zu retten ist. Also müssen die Sekretäre und Beamten, die Armee, die Polizei und die Richter gemeins. mit der Arbeiterkl. gegen ihre Abschaffung und Privatis. kämpfen. Viell. bringt uns das der nötigen Rev. wieder näher.« So hat der letzte linke Student schon wieder einen Konflikt gelöst. Die Synthese ist ganz einfach, wenn man Dialektik kann. Und auch wir müssen nur üben, dann wird aus Yin und Yang endlich wieder eine Einheit!