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Der letzte linke Student von jörg sundermeier

Der letzte linke Student hat es warm. Das ist schön. Doch: nicht jeder hat es warm. Das ist nicht schön. Die Obdachlosen etwa, die haben es nicht warm. Oder die Rentner, die ihre Kohle nicht mehr bezahlen können, die haben’s auch nicht warm. Und auch nicht warm haben es die hungernden Kinder in Afrika.

Daher ist der letzte linke Student auch nicht glücklich. Weil es nicht gerecht ist. Gerecht ist nämlich nicht: dass es einer kuschlig hat. Während es der andere: unkuschlig hat und kalt und herzlos und überhaupt nur zum Heulen. Nun aber gilt: Gerechtigkeit muss sein. Weil: die Ungerechtigkeit schon fast Kapitalismus ist. Analogschluss: auch das Ansichselberdenken ist schon fast Kapitalismus. Denn: das Ansichselberdenken ist eine Ausgeburt des Egoismus, der ja bekanntlich zentraler Bestandteil des Kapitalismus ist. Wenn nicht sogar: der Kern des Kapitalismus. Damit ergibt sich allerdings logisch: wenn man auf das Ansichselberdenken verzichtet, wenn man also konsequent ananderedenkt, dann ist das nicht nur einfach so antikapitalistisch. Sondern: dann ist das ja hochkomplex revolutionär gewissermaßen.

Die Revolution aber ist: was wir brauchen, heute, hier und jetzt. Daher schreibt der letzte linke Student nicht viel in sein besonderes Notizbuch. Er verzichtet: auf die Analyse. Und schreibt gleich: das Ergebnis. Das Ergebnis lautet: »Kampf dem Ansichselberdenken! Tod dem Kapitalismus!« Das klingt gut. Und es fordert. Daher: macht der letzte linke Student jetzt auch das Fenster auf. Und nicht nur: ein bisschen. Sondern: sperrangelweit. Denn: Solidarität ist Zärtlichkeit. Und auch wir sollten nicht nur an Geschenke denken, sondern ruhig mal ans Richtigsolidarischsein.