Nachrichten

Schwarz, rot, böse

Fler. Patrick Losensky fühlt sich »fremd im eigenen Land«. Das ist zwar nicht schön, wäre aber zu verschmerzen, zöge er sich in eine Eckkneipe zurück, um mit alkoholisierten Gesinnungsgenossen vor sich hin zu schwadronieren.

Doch Losensky verfasst als der Rapper Fler holprige Reime. Seine demnächst erscheinende Platte heißt tatsächlich »Fremd im eigenen Land«. Nachdem sich das vorhergehende Album »Trendsetter« nicht sonderlich gut verkauft hat, greift Fler also wie auf seinem Debüt »Neue Deutsche Welle« auf das Image des stolzen deutschen Prolls zurück. Die erste Single trägt den Titel »Deutscha Bad Boy« und besticht mit Zei­len wie diesen: »Blaue Augen, weiße Haut, tätowiert, breit gebaut.« Oder: »Adler auf der Motorhaube, Ledersitze schwarz, rot, gold.« Und überhaupt: »Ich trag’ die Fahne nicht erst seit der Fußball-WM.« Die Masche funktioniert nach wie vor: MTV wird das Video zur Single wegen der »zu zweideutig auslegbaren Message« nicht spielen. mst

Teurer als die GEZ!

Aufstandsbekämpfung. Die Militärregierung in Burma hat die jährliche Gebühr für die Nutzung einer Satellitenschüssel erhöht. Die Besitzer einer solchen Gerätschaft müssen 2008 167 Mal mehr zahlen als 2007. Die Gebühr stieg umgerechnet auf 544 Euro. Die Summe entspricht dem dreifachen Jahresgehalt eines Lehrers in dem Land. Wer eine neue Satellitenschüssel anmelden will, muss erst einmal umgerechnet 1 100 Eu­ro zahlen. Die neuen Bestimmungen werden zwar sicher nicht den Absatz der Schüsseln steigern. Aber die Militärregierung wird den wirtschaftlichen Nachteil sicher gern hinnehmen, so lange die von ihr als »Lüg­ner« bezeichneten Sender aus dem Ausland keine Nachrichten mehr verbreiten können. mst

Öfter mal was Altes

Kino 2008. Manch einer behauptet ja, die Krise des Spätkapitalismus zeige sich vor allem in seinen kulturellen Erzeugnissen. Wer glaubt, er bekäme stets das Immergleiche vorgesetzt, kann sich 2008 den einen oder anderen Gang ins Kino sparen. Denn in der Tat greifen Produktions­firmen und Regisseure häufig auf Altbekanntes zurück.

Im Mai kommt »Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel« in die Kinos, der vierte Teil der Abenteuerreihe mit Harrison Ford in der Hauptrolle. Dass Fortsetzungen sich lohnen, wissen aber auch andere. So gibt es 2008 noch folgende so genannte Sequels, Triquels und Quadriquels zu sehen: »Hell Boy 2: The Golden Army«, »Die Mumie 3«, »Harry Potter und der Halbblutprinz«, »Akte X 2«, neue Teile von »Bat­man«, »Hulk« und den »Chroniken von Narnia«. Zum 22. Mal kommt »James Bond« in die Kinos. Hier der Kurzinhalt: Bond schießt, Bösewicht tot, Welt gerettet. Sie wissen schon. mst

Beiß den Führer!

NS-Roman. Es ist ein großer Unterschied, ob man jemandem in die Nase kneift oder beißt. Dieser Umstand ist auch dem Schriftsteller Jonathan Littell bewusst. Er hat die Übersetzer seines Romans »Les Bienveillantes« angewiesen, eine Änderung wieder rückgängig zu machen. In die Nase wird nun endgültig gebissen, nicht gekniffen.

Das Buch hat sich in Frankreich bereits 800 000 Mal verkauft und wird in Deutschland im Februar unter dem Titel »Die Wohlgesinnten« er­scheinen. In einer Szene beißt der fiktive SS-Offizier Max Aue Adolf Hitler in die Nase. Nicht nur deshalb wird in Frankreich heftig wegen des Romans gestritten. Kritiker werfen Littell vor, er habe in dem aus der Perspektive des SS-Offiziers verfassten Buch nicht den richtigen Ton getroffen und verbreite Nazikitsch. Jorge Semprún verteidigt ihn. Claude Lanzmann hat seine anfangs ablehnende Haltung geändert und bescheinigt Littell, er habe »die Sprache der Henker erfunden«. mst