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Fuck off, Limonow!

Volksbühne. Wer der Meinung ist, Frank Castorf gehe es nur darum, Theatergäste über Stunden von hysterischen Schauspielern anplärren zu lassen, irrt sich. Der Regisseur und Intendant der Berliner Volksbühne legt Wert auf eine Botschaft. Im Fall seines neuen Stücks, dessen Premiere Ende Februar stattfindet, sagt der Titel, was Sache ist: »Fuck off, Amerika!«

Es handelt sich um die Bühnenfassung eines Romans von Eduard Limonow, in dem er seine Erfahrungen im US-Exil verarbeitet hat. Dass seine bloße Anwesenheit in den USA nicht mit Geld und Ruhm bedacht wurde, hat den Autor damals sehr gekränkt. Seinen Hass auf das Land hat er nicht nur in ein Buch gepackt. Nach seiner Rückkehr nach Russland gründete er die Nationalbolschewistische Partei, behielt die anti­amerikanische Agenda bei und erweiterte sie um allerlei Versatzstücke aus der faschistischen Mottenkiste. Für die Macht in Moskau hat es zwar nicht gereicht, dafür aber für die Volksbühne. mst

Timbaland klingelt

Handy-Musik. Bisher sah die Verwertungskette in der Musik so aus: Ein Künstler veröffentlicht ein Album, eine Single wird ausgekoppelt, diese wird als Klingelton verkauft. Da sich aber immer weniger Menschen Alben oder Singles anschaffen, ist die US-amerikanische Mobilfunkfirma Verizon Wireless auf eine Idee gekommen: Sie hat den Produzenten und Musiker Timbaland verpflichtet, eine Platte einzuspielen, die nur über Mobiltelefone veröffentlicht wird.

Timbaland wird 2008 jeden Monat ein Stück produzieren, das sich die Kunden des Anbieters dann herunterladen können, wie das US-Magazin Billboard berichtet. Der Musiker findet das Konzept einleuchtend: »Nicht jeder hat einen CD-Player. Aber alle haben ein Mobiltelefon.« Anscheinend hat Timbaland die Folgen nicht bedacht: Sollten die Konsumenten nur noch Musik aus dem Handy hören und sich an die erbärmliche Klangqualität gewöhnen, wären teure Produktionen in Zukunft unnötig. Und Timbaland wäre seinen Job los. mst

Zurück in den Fernsehsessel

Streik vorbei. In Hollywood darf wieder gefeiert werden. Auch der Fernsehzuschauer hierzulande kann sich endlich wieder beruhigt in seinen Sessel fallen lassen, um allabendlich seinem liebsten Hobby zu frönen. Am Montag voriger Woche entschied die Gewerkschaft der amerikanischen Drehbuchautoren, ihren 100 Tage dauernden Streik zu beenden.

Nachdem die Verleihung der Golden Globes bereits ausfallen musste, ist nun zumindest die Oscar-Gala gesichert. Auch die Serienproduktion wird in den kommenden Wochen wieder aufgenommen. Die Gewerkschaft konnte für den neuen Tarifvertrag, über den die Mitglieder am 25. Februar abstimmen, sowohl Gehaltssteigerungen von über drei Prozent als auch eine Gewinnbeteiligung am Internetgeschäft durchsetzen. Abzuwarten bleibt, inwiefern diese Errungenschaften den durch die Arbeitsniederlegung entstandenen Verdienstausfall von 287 Millionen Dollar aufzuwiegen vermögen. Insgesamt betragen die Kosten des Streiks drei Milliarden Dollar. lb

Rechner statt Regal

Online-Lexikon. Mein Auto, mein Haus, mein Brockhaus – der Besitz der dicken, enzyklopädischen Bände in Leder und Goldschnitt dürfte manchen Bildungsbürger mit Stolz erfüllt haben. In Zukunft müssen Menschen, die diesem Milieu angehören, wohl auf ihren Internetzugang verweisen. Der Brockhaus-Verlag gibt die gedruckte Ausgabe des Lexikons auf, ab April wird es kostenlos im Internet zugänglich sein. Das Angebot wird über Werbeeinnahmen finanziert. Für die­jenigen, die ihr Bücherregal vornehmlich benutzt haben, um den eigenen Status auszustellen, ist das ein schwerer Schlag. Denn bald konkurriert der Brockhaus mit der als Mitmachlexikon für jedermann verachteten Wikipedia. mst