Erarbeitet Geschichte!

Der letzte linke Student von jörg sundermeier

Der letzte linke Student ist überrollt. Denn: es passiert so viel. Und was passiert? Beispielsweise passiert, dass die 68er Geburtstag haben. Das: ist wichtig. Weil: die Linke ihre Geschichte nicht vergessen darf. Bekanntlich: ist die Geschichte der Schmierstoff des Getriebes des Motors der Revolution. Be­kannt­lich: erinnert die Geschichte daran, dass es die Ausbeutung schon beinahe immer gab. Beinahe? Ja, beinahe. Denn: im Urkommunismus, da gab es die Ausbeutung noch nicht. Wenn man: mal kurz vom Fleischessen schweigt. Ansonsten: war im Urkommunismus alles fein. Der Rest der Geschichte aber: ist Ausbeutung. Heißt: schon Opa ist ausgebeutet worden. Und die Oma: ebenso. Das heißt: da ist viel Schuld aufgelaufen. Und das heißt auch: Das Kapital hat Schuld. Besonders: das Groß.

Jedenfalls weiß der letzte linke Student: »Diese Geschichte müssen wir schützen.« So steht das schon im besonderen Notizbuch. Nur: kann man Geschichte schützen? Ein Museum wäre gut. Doch: ein Museum für die 68er kann man erst nach der Revolution errichten. Vor der Revolution ist ein 68er-Museum: immer ein Renegatenmuseum. Zudem: ist ein Museum immer vom Staat geleitet. Oder: von der Stadt. Die Stadt aber ist wie der Staat. Nur: kleiner. Und: mit anderen Buchstaben. Also ein Archiv? Ja. Eines für: 68. Nicht für: die Nachgeschichte. Die: ist nicht wichtig. Da sie: nicht revolutionär war. Das gefällt dem letzten linken Studenten. Schnell schreibt er »Archiv« auf eine Schreibtischschublade. Und legt: sein besonderes Notizbuch hinein. Und: sein »Klau mich!«. Was noch? Nichts noch. Denn: man muss nicht alles sammeln. Und auch wir sollten öfter entschlossen sein und nicht immer nur horten.