Nach der Hamburger Schule

Alles halb so schlimm. Die Sterne haben sich nicht getrennt, Frank Spilker, ihr Sänger und Gitarrist, hat es nur nicht länger ausgehalten. Das, was sich da zuletzt angestaut hatte, wollte unbedingt raus. Jetzt. Und die Sterne, sagt der 41jährige Hamburger, seien nicht das richtige Ventil gewesen. Er hat vielleicht Recht. Die Soloplatte »Mit all den Leuten«, eingespielt mit Matthias Strzoda und Max Knoth, ist voller Vielfalt. Mal slackerhaft, sternetypisch und funky, mal balladesk verschmust. Dann wieder kreischt das Ganze los und klingt wie epischer Rock im Geiste Mercury Revs. Besonders bemerkenswert, weil überaus untypisch für die Sterne, ist der Titelsong: ein heißkaltes Vergnügen, das mit Postpunk-, No-Wave- und hypnotisch stampfenden Krautrockzitaten (Neu!) nur so um sich wirft.
Spilker beobachtet sich genau, trägt Fragen vor, in gewohnt unprätentiös melancholischem Ton. Manchmal geht er gebückt, weil vieles nicht so leicht ist. Um Unsicherheit, Einsamkeit und Zweifel dreht sich hier beinahe alles. Und wenn er singt, dass wir nur das eine Leben haben und deshalb aufpassen sollten, es nicht zu versauen, so wie seine Protagonistin im Text von »Das war ihr Leben«, dann ist das zwar ein Allgemeinplatz, aber leider auch so wahr, dass es schmerzt. Spilker, das hört man, ist keine zwanzig mehr.

Frank Spilker Gruppe: Mit all den Leuten (Staatsakt/Indigo)