»Immer wieder Selbstmordgedanken«

Dem Hartz IV-Empfänger Bernd Pfeifer wurden 55,80 Euro der Leistungen gestrichen, wegen eines Krankenhausaufenthalts, den er nicht angetreten hat. Seit Februar befindet sich der Mann aus Gütersloh deshalb im Hungerstreik. Peter Ritsche vom Bündnis Soziales Zentrum betreut ihn und gibt Auskunft.

Wie geht es Herrn Pfeifer zurzeit?
Er ist kollabiert und lag mehrere Tage auf der Intensivstation. Er hat sie mittlerweile verlassen. Sein Zustand ist immer noch kritisch.
Warum ist Herr Pfeifer in den Hungerstreik getreten?
Er ist 54 Jahre alt. Er hat 37 Jahre als Drucker gearbeitet. Nun bezieht er Hartz IV und ist erstmals mit dieser menschenunwürdigen Behandlung konfrontiert. Er wurde schikaniert. Seine Anträge wurden verschleppt, Leistungen zu spät bewilligt oder gekürzt.
GT aktiv, der für Herrn Pfeifer zuständige Arbeitsvermittler, soll rechtswidrig gehandelt haben.
Das Essen, das Herr Pfeifer im Februar im Krankenhaus bekommen hätte, wurde in einen Geldwert umgerechnet und von der Regelleistung abgezogen. Das Landessozialgericht in Nordrhein-Westfalen hat entschieden, dass die Arbeitsvermittler diese Kürzungen nicht mehr vornehmen dürfen. Sie tun es dennoch.
Am vergangenen Samstag gab es eine Demonstration vor dem Gebäude der GT aktiv. Wie hat die Firma reagiert?
Die Demonstration hat dazu geführt, dass der Geschäftsführer sich entschuldigt hat. Die Leistungen, die rechtswidrig zurückgehalten wurden, hat er auszahlen lassen.
Konnten Sie Herrn Pfeifer nicht von der recht drastischen Protestform abhalten?
Wir haben es mehrfach versucht. Aber es geht nicht nur um Herrn Pfeifer. Es gibt unzählige Menschen in seiner Lage, die keine Öffentlichkeit haben. Viele geraten dann in einen emotionalen Zustand, aus dem sie nicht mehr herauskommen. Betroffene äußern immer wieder Selbstmordgedanken.