Schöner scheppern

Die österreichische Band Bul Bul schraubt nun schon seit über zehn Jahren an ihrer eigenen Variante von zähflüssigem, nervös hampelndem Noise-Rock, wie er in den frühen Neunzigern in qualitativer sowie publikumswirksamer Hochblüte stand. Nicht zu Unrecht werden der Band immer wieder das stilprägende Label Touch & Go und Bands wie The Jesus Lizard und – vor allem – die Melvins als Referenzen in die Biografie geschrieben.
Auf ihrem neuen, pragmatisch »bul bul 6« betitelten Album schrammen die Herren DD Kern, Derhunt und Raumschiff Engelmayr abermals geschmackvoll scheppernd am Diktat des Zeitgeists vorbei: Richtung Zeitlupe gedehnter Antirock, der die ersehnte Klimax antäuscht, um dann im Niemandsland zu versanden, Dada-Gesang und angejazzte Zappeligkeit im Schlagzeug; dieses Mal in glasklarer Produktion (besorgt vom Techno-Mann Patrick Pulsinger), die unter dem ganzen schönen Krach-Gerümpel auch mal Melodie zulässt. Bul Bul stoßen im schon gut ausgeleuchteten Kosmos zwischen Captain Beefheart, Black Sabbath und Butthole Surfers stets auf neue Deutungsmöglichkeiten ihrer Leidenschaften und haben so mit stellenweiser Unterstützung von Zauberorgler Philipp Quehenberger und der Folk-Musikantin Carla Bozulich ein fast poppiges Album aufgenommen. Da werden also Allianzen mit einem Elektroniker und einer Vetreterin des amerikanischen Neo-Folks geknüpft, um einzig dem heiligen Krachrock mit spezieller Note zu huldigen.

Bul Bul: bul bul 6 (Exile On Mainstream Records)