Über den Kongress »40 Jahre 68 – Die letzte Schlacht gewinnen wir«

Arbeiter – Klasse!

Veranstaltet von »Die Linke.SDS« und Links­jugend, trafen sich vom 2. bis zum 4. Mai in der Berliner Humboldt-Universität über 1 000 junge Leute zum Kongress »40 Jahre 68 – Die letzte Schlacht gewinnen wir« und probten mit tatkräftiger Unterstützung von Linkspartei und Veteranen vom Traditionalistenflügel des alten SDS die Solida­rität mit der Arbeiterklasse.

Meine Füße schmerzen. Meine Laune ist im Keller. Ich hatte am 1. Mai die falschen Schuhe getragen. Braune Slipper von Weston. Die hatten, so fand ich, auf dem Kreuzberger Pflaster zwar gut ausgesehen neben all den Chucks, Sandalen und Doc Martens, für einen Auflauf jedoch waren sie das falsche Schuhwerk gewesen. Obendrein saß die Zeitung mir im Nacken, sie will einen Bericht über einen Kongress, den die Jugend der Linkspartei in der Berliner Humboldt-Universität veranstaltet, »40 Jahre 1968 – Die letzte Schlacht gewinnen wir«. Drei Tage und rund 50 Veranstaltungen. Das ist mir entschieden zu viel 68. Drei Tage bei Work­shops und Podiumsdiskussionen herumzusitzen, kurz, dazu hatte ich keine Lust. Und: Die letzte Schlacht gewinnen wir? Ich hatte noch nicht einmal die Miete für den Mai überwiesen.
Statt mich jedoch wie Bartleby schlicht und höf­lich zu weigern, hatte ich mich gewunden, ich wüsste nicht, ob ich der Richtige sei, das Thema sich lohne und überhaupt. Ich schaffte es einfach nicht, nein zu sagen. Dabei ahnte ich doch, wie es ausgehen würde. Wie oft war ich gefragt worden, kannst du mir morgen beim Umzug hel­fen, dauert nicht lange, ist auch nicht viel. Und dann erwarteten mich falsch gepackte Bücherkis­ten, und die neue WG lag im vierten Stock. Das alles hätte ich mir ersparen können, immer schon und auch dieses Mal. Mit einem einfachen Ich möchte lieber nicht.
Aber nun muss ich. »Mit dem Kongress«, sagt Katharina Volk, Geschäftsführerin von »Die Linke.SDS«, »möchten wir einen Raum schaffen, in dem sich eine neue Generation zu Wort meldet und fragt: ›Was bleibt und was kommt?‹« Nichts weniger als eine Bilanz der Achtundsechziger-Bewegung und Perspektiven für das dritte Jahrtausend. Vorerst ist wenig Platz für die neue Generation. Auf der Liste der Referenten drängeln sich reichlich emeritierte Professoren, die meisten ehemalige Mitglieder des historischen SDS, Ab­geordnete der Linkspartei und Gewerkschafter. Daneben Mitarbeiter der sozialdemokratischen Friedrich-Ebert-Stiftung, Hans-Christian Ströbele, Jutta Ditfurth, Drogen-Spezialist Günter Amendt, der Schriftsteller Peter Schneider, Alain Krivine aus Frankreich oder Gerd Koenen, Ex-­KBWler, nun­mehr getriebener Mahner vor den Gefahren des Kommunismus. So viel Diversität war lange nicht, und die Veranstalter werden auch nicht müde, immer wieder den pluralistischen Charakter ihres Verbandes zu betonen. Da fiel es zunächst nicht auf, dass die eine oder andere Person oder Position fehlten.
Das Programm des Kongresses liest sich, als habe man von den Autonomen gelernt: Wir wollen alles und das in drei Tagen. Imperialismus, Gleichstellung und Befreiung, Bambule machen, Bewegung, Demokratie, Bildung, Kapitalismus. Dazu Marx, Gramsci, Lukács, Rosa Luxemburg, Wolfgang Abendroth; sogar zu Adorno und Horkheimer, Wilhelm Reich und Herbert Marcuse sind Veranstaltungen angekündigt. Immerhin Leute, die den Glauben an das revolutionäre Subjekt, die Arbeiterklasse, aufgegeben hatten oder nicht mehr allein dem Proletariat und der Klassenanalyse vertrauten. Das klingt gut.

Freitag, Kongressbeginn, die Sonne scheint, die BVG streikt. Witziger Einfall. Ich muss laufen. Vor dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität gibt es Marx und Engels und Lenin zu kaufen, anti­quarisch, jedes Buch 2 Euro, 3 Bücher 5 Euro. Rote, blaue und braune Bände aus dem Dietz-Verlag, Souvenirs der letzten Diktatur des Proletariats und seiner führenden Partei. Ich frage den Verkäufer, ob der Absatz marxistischer Literatur gestiegen sei. »Nee«, sagt er, »noch nicht, aber das kommt ja vielleicht noch.«
Nach dem Fußmarsch ist mir nicht mehr nach Arbeiterklasse und Kapitalismusanalyse, eine Ab­neigung allerdings, die ich schon gute 40 Jahre hege. Ich entscheide mich für einen neu ins Programm genommenen Workshop über Erich Fromm, »Das Menschenbild bei Marx«, Raum 1 307. Der Referent, Ex-Soziologieprofessor Manfred Lauermann, ist eingesprungen für einen erkrankten Kollegen. Lauermann, in den Sechzigern einer der Aktivisten des Hannoveraner SDS, sieht eher aus wie der Bezirksvorsitzende eines Erwerbslosenausschusses denn ein Wissenschaft­ler, auch wenn das Spinoza-Porträt auf seinem T-Shirt irritiert. Er kippt das Thema und redet lieber über Erich Fromm, rühmt dessen Bedeutung für die Kritische Theorie und die des jungen Karl Marx für Erich Fromms Überlegungen. Launig empfiehlt er, sich »Das Kapital« zu schenken und stattdessen Marxens »Ökonomisch-philo­sophische Manuskripte« aus dem Jahr 1844 zu lesen: »Da hatte der seine beste Zeit.« In Lauermanns Seminar wird die Kinderfrage gestellt, die auf anderen Foren fehlt: »Warum tun die, die am meisten leiden, nichts dagegen?« Lauermann zögert, ja, wenn man das so genau wüsste: »Die Antwort finden wir wohl eher bei Freud und Fromm als bei Marx.« Mit solchen Feststellungen wird Lauermann eine Ausnahme bleiben.
Die Veranstalter geben die Zahl der Teilnehmer mit über 1 000 an. Das scheint keine gefühlte Zahl zu sein. In der Mittagspause lagern auf der Wiese im Innenhof der Universität Hunderte von jungen Leuten zwischen 18 und 28, einzeln oder in Gruppen. Ich habe selten so viele Menschen gesehen, die so freundlich miteinander umgehen und so diszipliniert sind. Ohne Murren wartet man in der langen Schlange vor der Volxküche. Und genauso geduldig steht man auch wieder zum Abwaschen an. Es wird diskutiert, herumgealbert, geflirtet, gegessen. Wie aus der Zeit gefallen oder früher, ganz früher, als man noch keine Exzellenzinitiativen kannte, Cluster, Rankings, Outputs oder Evaluationen, keine Eliteuniversitä­ten, kein Bachelor-Studium, keinen Master-Gang. Tiefster Frieden, als stünde Wilhelm von Humboldt immer noch der Sektion des Kultus und des öffentlichen Unterrichts in Preußen vor.
Zu einer Reportage gehören O-Töne. Fremde Menschen anzusprechen aber ist mir ein Gräuel. Ich bekomme schon feuchte Handflächen, wenn ich in eine Kneipe gehe und sich alle nach mir um­drehen. Aber ich muss. Sie heißt Miriam und ist aus Köln, 22, Bachelor-Studentin, Psychologie. Warum sie hierher gekommen sei? Meine Frage macht sie etwas verlegen. Na ja, der Bus, der von Köln nach Berlin fuhr, sei eine gute Gelegenheit gewesen, ihre Freundin zu treffen, die in Berlin studiere. Und jetzt sei sie einfach hier hängen geblieben. Also nicht so richtig politisch. Und auch kein Volltreffer für eine Reportage. Ich möchte lieber niemanden mehr fragen.
Ich habe Glück. Am Kaffee-Stand der FAU werde ich angesprochen. Johannes, den ich schon im Fromm-Seminar gesehen habe, fragt mich nach zwei Euro für die VoKü. Ich lade ihn zum Essen ein. Dafür wird er Fotos machen. Johannes ist 25, hat auf dem Zweiten Bildungsweg das Abitur gemacht, Notendurchschnitt »fast zwei«, also 3,5, und wartet auf einen Studienplatz. Er kommt aus Hamburg, »direkt vom 1. Mai in Barmbek, Nazis verprügeln«. Es gibt Tofu mit Salat, dass der Tofu zu lange auf dem Feuer war, stört Johannes nicht, ihm schmeckt es »super«. Sein Ding sei das hier nicht so unbedingt, »zu viel SAV, Arbeitermacht, Junge Welt und so Kram«. Immerhin habe er jemanden getroffen, den er vom letzten A-Camp kenne. Johannes und ich verabreden uns zur Podiumsdiskussion im Audimax am Abend. Mein Ding ist die VoKü nicht, ich gehe zur Friedrichstraße und kaufe mir eine Bulette.
Freitagabend. »Gesiegt? Gescheitert? Was bleibt von 1968?« Vorweg, wenigstens eine Veranstaltung, bei der man sich nicht dauernd umarmte. Gerd Koenen gegen Frank Deppe. Der eine ist seinen Weg von der Humanistischen Studentenunion über den SDS bis in den Kommunistischen Bund Westdeutschland, die einstmals größte und dogmatischste ML-Organisation, gegangen und dann wieder zurück in die Zivilgesellschaft. Der andere ist Politikprofessor in Marburg geworden. Inzwischen im Ruhestand. Politisch hat er seine Position nicht geräumt. Damals zum orthodoxen Flügel des SDS zählend, ist er über DKP und Wasg zur Linkspartei gekommen. »Die Intellektuellen dürfen sich nicht von den realen Bewegungen iso­lieren«, zitiert er seinen Lehrer, den linkssozia­listischen Politologen Wolfgang Abendroth. Für ihn ist jede gesellschaftliche Veränderung nur gemeinsam mit den traditionellen Organisationen der Arbeiterbewegung, den Gewerkschaften, denkbar. »Da müsst ihr ran, theoretisch und politisch, und aus den Niederlagen lernen!« Sein Eifer hat etwas Rührendes. Koenen übernimmt die Rolle des Spielverderbers. Beide sind sich einig, die Achtundsechziger-Revolte habe einen Epo­chenbruch markiert.
Deppe ökonomisiert, Koenen psychologisiert. Sieht der eine die Studentenbewegung als Ausdruck einer Krise des Kapitalismus, erkennt der andere darin vor allem einen Aufstand gegen die Elterngeneration. Der Autor von »Das rote Jahr­zehnt« ist den meisten offensichtlich nicht bekannt, denn er bekommt immer wieder Szenenapplaus. Erst als Koenen den »Hyper-Internationalismus« der Achtundsechziger angreift und sich zu der originellen Assoziation »3. Welt, 3. Weg, 3. Internationale, 3. Reich« hinreißen lässt, wird es unruhig. Johannes, der sich gerade mit seinem Sitznachbarn eine Tüte dreht, flüstert mir zu: »Aly light.« Nein, das ist Koenen nicht. Aber er ist gezeichnet von den Erfahrungen seiner KBW-Jahre, die sich immer wieder mit denen von 1967 und 1968 mischen. Sie verleiten ihn auch, im neuen Studierendenverband eine »Fiebrigkeit der Bewegung« auszumachen, ähnlich der kommunistischer Bewegungen. Die Geschichte, so warnt er theatralisch, habe gezeigt, dass diese unweigerlich im Tugendterror endeten. »Struwwelpeter-Pädagogik«, kommentiert Johannes. Deppe und Koenen kommen nicht zusammen, wo Deppe eine Klassengesellschaft sieht, preist Koenen die »viel­gliedrige offene Gesellschaft« und das »aufgeklär­te Bürgertum als Speerspitze von Veränderung«. Am deutlichsten wird das, als der Marburger den Ex-Genossen Koe­nen mit »Herr Koenen« anredet. »Koenen und Deppe sind wie Kapitalismus und Kommunismus, das kann’s doch nicht sein«, sagt Johannes nach Ende der Diskussion, »irgendwas anderes muss es doch geben. Irgendwas.«

Samstag. Die BVG streikt weiter. Auf der Wiese be­gegne ich Johannes und frage ihn, ob er zu »Wie ›Das Kapital‹ lesen« mitkäme. Nö, eher nicht. Marx interessiert dich nicht? »Hab’ ich durch.« Wie durch? »Na durch halt. Außerdem habe ich vor kurzem herausgefunden, dass meine Ururgroßmutter Marx hieß, Marx Karoline. Witzig, oder? Lieber wäre mir allerdings Bakunin Michaela gewesen.« Ich verstehe den Zusammenhang nicht ganz, finde es aber witzig. Wir gehen zusammen das Programm durch. Die Wiederentdeckung des Kapitals, damals und heute; Organisationsfrage, damals und heute; Klassenanalyse, damals und heute, aber es gibt auch ein paar andere Sachen, Johannes entscheidet sich für Günter Amendts Sex­front Revisited. »Irgendwie ging’s 68 doch nicht nur um soziale Befreiung, sondern auch um psychische und sexuelle Emanzipation.« Er hofft, dass wenigstens Amendt »einem nicht dauernd mit der Arbeiterklasse auf den Keks gehen« werde.
Auf dem Weg zur Dorotheenstraße frage ich, ob er gestern beim Workshop zur kubanischen Revolution gewesen sei. »Nee, aber ein Freund war da und fand’s langweilig.« Kuba ist also auch nicht dein Ding? »Kuba, Kuba, ich finde die Zapatisten in Mexiko spannender. Die machen’s anders, keine Partei, kein Stalin, kein Máximo Líder! Aber das ist denen wahrscheinlich zu marcusig.« Und Venezuela? »Ein Versuch, den autoritären Staatssozialismus wiederzubeleben!« Mir fällt dabei ein, dass Bernard, 1967 im Tübinger SDS, heute Hugo Chávez als stellvertretender Ener­gieminister und Stratege der venezolanischen Erdölpolitik dient. Aber das tut nicht wirklich was zur Sache. Auch Johannes’ Gedanken sind inzwischen woanders. Vor uns laufen zwei Studentinnen. Und die interessieren ihn allemal mehr als politische Diskussionen.
Abends tritt Alain Krivine im Audimax auf, »1968 international«. Krivine ist ein weißhaariger Veteran des Pariser Mai, ehemals Sprecher der Ligue communiste révolutionnaire (LCR) und immer noch auf der Suche nach Bündnispartnern. Zusammen mit dem kanadischen Soziologen Leo Panitch, auch er ein Bewegter, beschwört er die Vergangenheit. Das kommt an, vor allem, als er an den Erfolg seiner Partei bei den französischen Präsidentschaftswahlen 2007 erinnert, 4,1 Prozent habe ihr Kandidat Olivier Besancenot erreicht. Das sei möglich gewesen, weil sich Arbei­ter und Intellektuelle verbündet hätten. Dass die Achtundsechziger-Revolte eine außerparlamen­tarische Bewegung gewesen ist, spielt nicht nur in Frankreich keine Rolle mehr. Parteien sind gefragt.

Sonntag, letzter Tag. Arbeitgeber und Gewerkschaften haben sich zwar geeinigt, die Busse fahren deswegen aber immer noch nicht. Kinosaal der Universität. Intelligenz und Arbeiterbewegung. Auch hier ist wieder Frank Deppe dabei, der der theoretische Pate des Kongresses zu sein scheint, dazu FU-Professor Bodo Zeuner, Ex-IG-Medien-Chef Detlef Hensche und andere Gewerkschafter. Es geht, noch einmal, ums Subjekt gesellschaft­licher Umwälzungen. Nur Zeuner mag nicht mehr so recht daran glauben, dass dies allein Aufgabe der Arbeiterklasse sei. Seine Zweifel werden nicht diskutiert. Es geht um die Rolle der Gewerkschaften, um gewerkschaftliche Bildungs­politik. Man ist sich weitgehend einig, resümiert die Folgen der Studentenbewegung, Reform des Betriebsver­fassungsgesetzes, die Einrichtungen von Fachhochschulen, Verbesserungen beim Bafög. Ein Kon­­sens, der erst zum Schluss gestört wird, als einer der Zuhörer fragt, ob überhaupt noch daran gedacht werde, eine revolutionäre Partei aufzubauen. Zumindest gestern, bei der Veranstaltung mit Krivine, habe sich das so angehört. »Na­türlich eine revolutionäre Partei!« ruft Deppe, »Ihr habt jetzt eine Chance, die wir damals nicht hatten – ihr habt eine Partei hinter euch!« Ich gehe.
Johannes kann man immer in der Nähe der VoKü treffen. Er ist gerade erst gekommen, verschlafen, das Mittagessen ist sein Frühstück. Er bietet mir etwas zu kiffen an. Das wäre wieder eine Chance gewesen: Ich möchte lieber nicht. Den Rest des Nachmittags verbringen wir auf der Wiese im Innenhof. Johannes hat das angekündigte Marcuse-Seminar vergeblich gesucht. Katharina Volk sagt mir später, man habe weder einen Referenten noch eine Referentin gefunden. Das pas­siert schon mal.
»Wir wissen nicht, woher die alle kommen«, staunt jemand vom Bundesvorstand. Ja, es ist ein bisschen wie im Vorjahr in Heiligendamm, niemand wusste so recht, woher all die Leute kamen, und noch weniger, wohin sie wieder gehen würden. Dennoch, für die Linkspartei und ihre Jugend­gruppen ist der Kongress ein Erfolg, ein taktischer vorerst. Lauermann sieht das nüchtern: »Die Veranstalter glauben, dass es wieder eine Aufwärtskurve gibt. Dem zyklischen Rückzug ins Private folgt die aktive gesellschaftliche Teilnahme. Engagement und Interesse, das Hirschman-Modell.«
Ralf Reinders, der sich am Eröffnungstag beklagte, dass die Veranstalter keine Mitglieder der RAF und der Bewegung 2.Juni eingeladen hätten, hat das Unternehmen und einiges mehr wohl gründlich missverstanden. Ihm hätte auffallen können, dass – mit Ausnahme von Lauermann und Amendt – die Protagonisten der Revolte fehl­ten. Vielleicht wollten sie nicht oder wurden nicht gefragt. Immer deutlicher wird im Verlauf des Kongresses, dass es den Organisatoren weniger um eine kritische Rezeption aller Aspekte der Studentenrevolte geht, sondern um die Aneignung der Teile, die sich nützlich machen lassen für die Bündnispolitik der Linkspartei, und die Überschrei­bung dessen, was widersprüchlich und widerstän­dig war. Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch wird es am Tag nach dem Treffen so ausdrücken: »Es stimmt uns sehr zuversichtlich, dass wir hier eine schlagkräftige Organisation bei den Studierenden aufbauen.« Das ist deutlich, und kluge Ein­wände, wie die des Alt-SDSlers Wolfgang Nitsch, 1961 Autor der Denkschrift »Hochschule in der De­mokratie«, der einen reinen Studierendenverband als Antwort auf die Prekarisierung im Ausbildungs­sektor in Frage stellt, haben keine Chance.
Die letzte Schlacht gewinnen wir. »So ernst haben die das nicht gemeint«, bilanziert Johannes. Und da hat er mal wieder Recht.
Am Abend läuft bei Anne Will eine Diskussion über Eliten in Deutschland. Danach habe ich Sehn­sucht nach der Wiese hinter der Universität. Und auch auf Frank Deppe lasse ich nichts kommen.