250000

Sudan und Tschad führen eine Art Stellvertreterkrieg, bei dem sie die Rebellenorganisationen des jeweils anderen Landes unterstützen. Die derzeitige Lage könnte leicht zu einem zwischenstaatlichen Krieg ausufern. Als einen Schritt in Richtung Eskalation lässt sich der bisher provokanteste Angriff seit dem Ausbruch des Darfur-Konflikts sehen. Khalil Ibrahim, Anführer der stärksten Rebellenorganisation im Sudan, der Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (JEM), griff am 10. Mai mit seinen Kämpfern das Zentrum der sudanesischen Macht, die Hauptstadt Khartoum an. 93 Soldaten und 13 Polizisten sowie etwa 90 Rebellen sind nach Meldungen der sudanesischen Nachrichtenagentur SUNA dabei getötet worden. Der Sprecher der JEM, Ahmed Hussein, redete im Sudan Tribune von einer »sehr mutigen und historischen Operation«. Diese sende »eine klare Botschaft an die Regierung«.
Das sudanesische Militär konnte die Stadt zwar halten, der Angriff zeigte der Regierung aber anscheinend ihre Verwundbarkeit auf. Zumindest spricht das »Kopfgeld« dafür, das für Hinweise, die zur Ergreifung von Ibrahim führen, ausgesetzt worden ist. Die Summe von zunächst 125 000 US-Dollar ist für den zum Staatsfeind Nummer eins aufgestiegenen JEM-Anführer inzwischen auf 250 000 Dollar verdoppelt worden, wie vorige Woche gemeldet wurde. Für einen Sudanesen mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 2 500 Dollar eine Menge Geld. Der JEM-Führer konnte sich bislang erfolgreich seiner Verhaftung entziehen, obwohl diese von Regierungsseite zuvor bereits als recht sicher angekündigt worden war. Ibrahim konnte dem sudanesischen Militär in der Grenzregion zwischen Darfur und dem Tschad entkommen. Er sei »ein Agent des tschadischen Regimes«, sagte Sudans Präsident Omar Hassan al-Baschir.
Anstelle des Rebellenführers ist seine Ehefrau Zinad Ali Yousif verhaftetet worden. Ibrahim gab dazu das Statement ab: »Ihre Verhaftung zeigt, wie tief al-Bashir sinken kann.« Der Regierung des Sudan ist offenbar jedes Druckmittel recht, um die Rebellenbewegung zu schwächen. Ihr neuster Versuch: die Aufnahme der JEM auf die Liste der Terrorgruppierungen durch die so genannte internationale Gemeinschaft. rs