Deutsches Haus Extra

In der Dresdner Neustadt (Sachsen) griff eine Gruppe schwarz gekleideter, maskierter Männer nach dem Halbfinalspiel der Türkei gegen Deutsch­land gezielt mehrere Dönerlokale an. Die Täter, deren Zahl sich nach Schätzungen der Polizei auf 30 bis 60 belief, stürmten die Gaststätten, zertrümmerten Einrichtungsgegenstände und schlu­gen Anwesende. Zwei Menschen erlitten Verletzungen. In einem Lokal verbrannten die Angreifer eine türkische Flagge. In den Foren des Neonazi-Portals »Altermedia« hatten Benutzer vor dem Spiel »viele Tote« und einen »Bürgerkrieg« angekündigt. Die Dresdner Polizei war eigenen Angaben zufolge auf gezielte Angriffe auf Türken nicht vorbereitet. »Ich verurteile auf das Schärfste das gewaltsame Vorgehen einiger weniger angeblicher Fußballfans«, sagte der sächsische Innenmi­nister Albrecht Buttolo (CDU). Der SPD-Politiker Stefan Brangs empörte sich am Tag nach dem An­griff darüber, dass »Rechts­radikale den Ruf des Freistaates erheblich schädigen«. Die sächsische Landesvorsitzende der »Linken«, Cornelia Ernst, sagte: »Wer solche Schlagzeilen produziert, kann nicht zu den erfolgreichen Regionen des Europas von morgen gehören.« In Brotterode (Thüringen) verprügelten drei junge Männer im Alter zwi­schen 16 und 18 Jahren nach dem Spiel den Besitzer eines Dönerlokals. Der 21jährige wurde am Kopf verletzt. Im Hamburger Stadtteil St. Pauli griff eine Gruppe Deutscher ein Auto türkischer Anhänger an. Umstehende Deutsche bewarfen Polizisten, die die Attacke unterbinden wollten, mit Flaschen. In München (Bayern) beleidigten Deutsche nach Angaben der Polizei Anhänger der türkischen Mannschaft mit rassistischen Parolen. In Weimar (Thüringen) ertönten am Goetheplatz, auf dem das Spiel öffentlich übertragen wurde, der örtlichen Presse zufolge immer wieder ausländerfeindliche Parolen. Ein 26jähriger verbrannte nach dem Abpfiff eine türkische Flagge. Nach Informationen der Internetseite »Mut gegen rechte Gewalt« sangen Zuschauer an der Parkbühne in Hannover (Niedersachsen), wo das Spiel auf einer Großleinwand zu sehen war, deutlich hörbar die erste Strophe des Deutschlandlieds. Die Leiter der Veranstaltung schritten nicht ein. Später nahm die Polizei 20 Neonazis in Gewahrsam, die wiederholt rassistische Parolen gegrölt hatten. Nach dem Spiel riefen deutsche An­hänger nach Angaben der Frankfurter Rundschau in der Innenstadt von Hannover antisemitische Sprechchöre. 21 Männer im Alter von 16 bis 22 Jahren wurden vorübergehend festgenommen. In Bamberg (Bayern) schlug eine Gruppe Neonazis auf der »Fanmeile« auf mehrere Türken ein. Das Sicherheitspersonal der Veranstalter griff nicht ein, sondern wartete auf die herbeigerufene Polizei. Die Polizeidirektion Bamberg berichtete in einer Pressemeldung von »einigen körper­lichen Auseinandersetzungen«, sprach aber insgesamt von einem »friedlichen Fußballfest«, bei dem sich die türkischen Anhänger »als faire Verlierer« gezeigt hätten. mst