Kosmopolitisch wie die DDR

Die 16jährige Jennifer wird Träume gehabt haben, als sie sich für die Pro7-Dokusoap »Ger­many’s next Topmodel« bewarb. Und vor wenigen Wochen zur Siegerin gekürt wurde. Der Hauptpreis bestand unter anderem in einem Fotoshooting für das Titelbild der Cosmopolitan. Seit einigen Tagen ist das Heft mit Jennifer drauf nun im Handel – und die Titelseite sieht nichts weniger als abgrundtief scheußlich aus. Von we­gen Markenklamotten und Super-Style: Angetan mit einer Bluse, die aussieht, als wäre sie am letzten Arbeitstag eines anschließend in den Ruhestand verabschiedeten Designers entstanden, steht Jennifer höchst unglamourös halt so rum. Was auch an dem höchst lächerlichen DDR-farbenen hellblauen Höschen liegen könnte, das komische Falten wirft und nach Altkleidersammlung aussieht.
Mit peppigen Accessoires kann man aber natürlich aus jedem noch so langweiligen Outfit noch ganz was Tolles machen, lehren Frauenzeitungen. In diesem Fall unterstreichen die Anhängsel allerdings nur adäquat die Trostlosigkeit des Anziehzeugs: Zwei unterschiedlich lange goldfarbene Ketten sowie klunkerige Armreifen, die ganz bestimmt bei jedem Schritt so klingen, als rolle die Blechbüchsenarmee an. Schön ist das nicht, passt aber immerhin gut zur Frisur: Die liegt, konsequent angepappt, rund um den Kopf, wo sie zwar auch hingehört und auch gut aussehen würde, wenn ein Neunjähriger sie spazierenführen würde. Jennifer ist nun aber eine Frau. Eine schlecht geschminkte Frau obendrein, mit winzigen Augen und fahlfarbenen Lippen, der obendrein noch das Rouge verrutscht ist. Topmodel sein kann keinen Spaß machen, das steht nun fest.