Ohne Pathos

Manchmal ist es gut, wenn man sich beeilt. Die britische Band I Am Kloot hat ihre dritte Platte »I Am Kloot Play Moolah Rouge« in nur zwei Tagen in den berühmten Londoner Moolah-Studios eingespielt. Man wollte die direkte Energie, den dynamischen Austausch zwischen den Musikern besser zu Gehör bringen. Das hat auch deshalb so gut funktioniert, weil John Bramwell (Gitarre & Gesang), Pete Jobson (Bass) und Andy Hargreaves (Schlagzeug) ihre Instrumente beherrschen. Und weil sie, wie man auf der dem Album beigefügten Doku-DVD sehen kann, immer empathisch und spontan aufeinander reagieren können. Das hat was.
Häufig zurückgenommen balladesk, setzen I Am Kloot eher selten auf den großen epischen Rockentwurf. Den braucht es auch gar nicht, weil alles auch so schon liebevoll instrumentiert, mit Orgeln, Trompeten und Klavier garniert und dramaturgisch klug inszeniert wurde. Man muss an David Bowie oder Mercury Rev denken, wenn diese wundervollen Ohrwürmer erklingen. Und doch hinkt der Vergleich: I Am Kloots Songs sind spröder; die Band meidet Pathos, so gut es geht.
Bramwell singt in hoher Tonlage mit charismatisch angekratzter Stimme über den Alltag von Beziehungen – eine herbstlich verhangene, schüchterne Melancholie ist durch seine Worte hindurch zu spüren. Es ist dieselbe Art von Melancholie, die auch Nikki Sudden in Szene zu setzen wusste. Eine, die gar nicht raus will aus ihrem Versteck. Erstaunlich, dass man sich mit dem Klang einer Stimme befreunden kann.

I Am Kloot: I Am Kloot Play Moolah Rouge (Skinny Dog/Pias)