LeserInnenworld

Jungle World, 37/2008 »Deutschland, du Opfer!«
Deutsch? Was heißt das?
Der Artikel hat mich ernsthaft verwirrt. Was ist denn hier bitte mit »deutsch« gemeint? Deutsch gemäß der Staatsbürgerschaft oder Deutsch nach völkischen Vorstellungen? Mir scheint der Autor hat da etwas durcheinandergebracht, anders kann ich den folgenden Satz nicht interpre­tieren: » … als dass dort, wo es quasi keine Ausländer gibt, gewalttätige Nazis keine so große Auswahl an poten­ziellen Opfern haben und wohl deshalb vermehrt Linke, Alternative und HipHopper attackieren.« Was ist denn mit Deutschen, die sehr wohl aus rassistischen Motiven, etwa weil sie einen türkischen Background haben, angegriffen werden (obwohl sie natürlich dennoch links, alternativ oder HipHopper sein können)? Fallen die in diesem Artikel unter die Rubrik »Ausländer«? – Ich wäre geschockt.
Mit freundlichen Grüßen, Maria-Elisabeth Neuhauss

Jungle World, 37/2008 »Der Uns-geht-es-so-gut-Bezirk«
Der P-Berg hat noch Flair!
Über Gentrifizierung kann man einiges sagen und schreiben. Und man kann die Ghettoisierung eines Stadtteils kritisieren. All das kann man: schreiben, kritisieren, berichten – oder eben schwadronieren. Nach den tiefen-analytischen Einsichten der Autorin sollte man ihr eine Karriere bei den Berliner Zentralorganen für Stuss Tip und Zitty nahe legen. Ich hatte irgendwie den Eindruck dass Jungle World ein etwas höheres Niveau anpeilt. Braucht die Welt NOCH einen Lifestyle-Lebensgefühl-Artikel über vermeintliche Szenestadtteile? Der Prenzlauer Berg hat immer noch Flair, das immer öfter auch ohne Hundekacke genossen werden kann. Wirklich beklagenswert sind die sehr hohen Mieten auf dem ersten Wohnungs­markt. Andererseits wohnen hier immer noch sehr viele Menschen, zu recht zivilen Mieten in bestens sanierten Wohnungen – dank der alten Sanierungsgebiete. Es ist touristisch und oft nervt es hier zu wohnen, nicht zuletzt weil die Bewohner dieses Stadtteils, genau wie in anderen Berliner Stadtteilen, an einer ziemlich spießigen Vorstellung von Urbanität hängen. DAS wäre ein Thema über das es sich zu schreiben lohnen würde.
Mit freundlichen Grüßen, Frank Möller