Pakistans 9/11

Als »Pakistans 11. September« bezeichnete der Justizminister des Landes, Farooq Naek, den Anschlag auf das Marriott-Hotel in der Hauptstadt Islamabad am vergangenen Wochenende. Auch wenn mit dem Marriott ein Wahrzeichen westlicher Kultur angegriffen wurde, ist der Vergleich mit dem 11. September 2001 zumindest in einer Hinsicht unpassend: Während die Anschläge von New York und Washington einen nie dagewesenen Angriff auf die USA darstellten, explodierte die 600 Kilogramm schwere Autobombe von Islamabad in Zeiten einer ohnehin miserablen Sicherheitslage in Pakistan. In den vergangenen zwölf Monaten kamen nach Angaben des Tagesspiegel fast 1 200 Menschen bei Anschlägen ums Leben, die pakistanische Tageszeitung The News spricht von über 10 000 Toten in Folge der Gewalt von Jihadisten und Taliban.
Der neue pakistanische Präsident Asif Ali Zardari steht nun stark unter Druck. Der Witwer der 2007 ermordeten Benazir Buttho ist erst seit zwei Wochen im Amt. Er kündigte einen entschlossenen Kampf gegen den Terrorismus an und zeigte sich als Verbündeter der USA. Nach Auffassung vieler Pakistanis verbessert er so die Sicherheitslage nicht, sondern provoziert Terroristen. Außerdem wurde seine zunächst zurückhaltende Reaktion nach Grenzverletzungen durch US-amerikanische Truppen kritisiert, die von Afghanistan aus mutmaßliche Terrorcamps in Pakistan bekämpften.
In einem Punkt könnte der pakistanische Justizminister mit dem Vergleich zu 9/11 jedoch Recht haben. Ähnlich wie George Bush 2001 sprach auch Präsident Zardari nach dem Anschlag vom »Krebsgeschwür« des Terrorismus, das bekämpft werden müsse. Drei Tage nach dem Anschlag auf das Marriott-Hotel traf er sich dann mit dem US-Präsidenten in New York.   mg