25 und drunter

In Berlin wurde das Problem längst erkannt. Es wird zwar beklagt, vor allem aber tapfer ignoriert. Das Problem lautet: Wohin in der Nacht, wenn man Ü30 ist? Schließlich ist Berlin die Stadt mit den Menschen, die sich, auch wenn sie schon auf die Vierzig zugehen, auf keinen Fall »altersgemäß« verhalten wollen, und wo man sich sofort nach der Schwangerschaft erstmal kundig macht, wen man als Babysitter anstellen könnte, um auch mit Nachwuchs noch ein paar Afterhours mitnehmen zu können.
Das Gute ist, dass im Prenzlauer Berg oder in Kreuzberg alle so drauf sind wie man selbst, sodass man sich nur selten auf Techno­partys viel zu alt vorkommen muss. Auf der Partyinsel Mallorca dagegen, in Palma, dem Berlin der Balearen, bleibt der Spanier über 25 abends daheim. Das bestätigt uns auch unser Gewährsmann Toni aus Barcelona: Nachts die Sau rauslassen, es krachen lassen, tierisch einen drauf machen, das ist in Spanien die Sache der Jugend, ab 25 sitzt man dagegen nach 22 Uhr daheim und spielt Domino.
So kommt es, dass in Palmas Ausgehvierteln abseits der Touris­tenzonen sich Emos, Grufties und Metaller tummeln, die sich mit Dosenbier auf irgendwelchen Plazas vergnügen, und am Hafenboulevard Gelfrisuren und Hotpants spazieren getragen werden, bevor sich diese mit vielen weiteren Gelfrisuren und Hotpants in ramschigen Diskotheken vereinen. Über zwanzig ist hier kaum jemand. Wir fühlen uns schrecklich alt, gibt es hier nicht irgendwo einen Irish Pub?
Verzweifelt fragen wir einen Bierdosenhalter, wo potentielle Dominospieler wie wir jetzt noch auflaufen könnten. Wo bitte, geht es hier zu den alten Säcken? Wir landen bei DJ Valentino in einem Schuppen voll mit Leuten, die so aussehen, als würden sie sich den lieben langen Tag mit der Frage beschäftigen, welche Länge ihre zukünftige Yacht haben solle. Auch DJ Valentino sagt, wir seien hier goldrichtig, so ganz ohne Gelfrisuren, Hotpants oder Band-T-Shirts. Abgesehen von vielleicht der ein oder anderen Stripbar sei das hier für Ü-Dreißiger alternativlos. Außer vielleicht noch dieser Schuppen unten am Hafen, der könnte noch was für uns sein. Zu diesem gehen wir dann auch. Ist natürlich geschlossen. Also doch noch zu »Tito’s«, zu den Gelfrisuren, den Hotpants und dem Tanzkäfig. Wir amüsieren uns noch prächtig.