Lost in Translation

Schaubühne. Eigentlich ist die in den Siebzigern angesagte Entfremdungs-These völlig out. In »Die Stadt« des britischen Dramatikers Martin Crimp, zu sehen in einer spannungsvollen Schaubühnen-Inszenierung von Thomas Ostermaier, taucht sie wieder auf. Im neobürgerlichen Ehealltag und in der neoliberalen Arbeitswelt. Ein Paar im Midlife-Crisis-Alter. Zwei Kinder, ein Haus, ein Job als Übersetzerin, eine Stelle in einem großen IT-Laden. Die ist irgendwann weg, und der arbeitslose Gatte so langweilig wie seine ausgebeulte Trainingshose. Letzte Rettung: McJob. Verlangt werden volle Identifikation und das Tragen eines komplett würdelosen Papierhütchens. Auf langen Dialogstrecken werden die wachsenden Entfernungen zwischen der gelangweilten Möchte­gern-Kunstschaffenden und ihrem ins würdelose McJobber-Dasein gezwungenen Gatten vermessen. Wie das Stück es schafft, einem die Ent­fremdungs-Theorie wieder anzudrehen, das ist richtig gut gemacht. her