Polypop

Der auf Mauritius beheimatete Dodo (Raphus cucullatus, »kapuzentragender Nachtvogel«) hatte dreifaches Pech: Er war bemerkenswert häss­lich, trug einen albernen Namen und konn­te nicht fliegen, weshalb der letzte seiner Art, der Legende nach, im Jahr 1681 von einem spanischen Seefahrer erschlagen wurde. Wenn sich heute ein junges Duo aus San Francisco »The Dodos« nennt, spricht das für seinen Humor und einen gewissen Einfallsreichtum.
Einfallsreich, wenngleich nicht zum Lachen, ist auch »Visiter«, das Debüt von Meric Long, dem Folkgitarristen, Sänger und ehemaligen Stu­denten westafrikanischer Trommelkunst, und seinem Partner, dem Metal-Drummer Logan Kroeber. Eine bizarre Musikerkombination, könnte man meinen. Doch keine Angst – das Ergebnis ist nicht nur interessant, sondern auch gut hörbar.
»Visiter« bietet ein abwechslungsreich polyrhythmisches, gern tribalistisch donnerndes Perkussionsfeuerwerk. Versehen wurde es mit einer Vielzahl von moderateren Momenten, mit akustischen Atempausen, in denen sich der psychedelische Folk-Charakter der Stücke entsprechend entfalten kann. Banjo, Tamburine und Kinderklavier unterstreichen die niedliche Schönheit mancher Melodie. Eine verhaltene Ekstase trägt das Gesamtgeschehen.
All das erinnert an Psychedelic-Folk-Bands wie Animal Collective, Why?, Yeasayer oder Yacht. Womit dann auch klar wäre, dass die Dodos das Rad nicht neu erfunden haben. Aber sie tummeln sich souverän in diesem spannenden Segment von Indiepop.

The Dodos: »Visiter« (Wichita/Cooperative/Universal)