Putin bietet mehr

Wenn Barack Obama zusätzliche Soldaten nach Afghanistan schicken will, wird er sich beeilen müssen. Denn es wird immer schwieriger, die Truppen ins Land zu bringen und dort zu versorgen. Die Taliban unterbrechen immer wieder die Nachschubroute durch Pakistan, und nun verlieren die USA auch noch ihren Stützpunkt in Manas nahe der kirgisischen Hauptstadt Bischkek. Die Schließung der Basis war bereits mehrfach im Gespräch, am Donnerstag der vergangenen Woche sagte der kirgisische Regierungssprecher Albek Sultangazlijew: »Die Entscheidung ist gefallen.« Ein Vergleich der vorliegenden Angebote spricht eindeutig für die Schließung. »Russland wird Kirgisien einen Kredit in Höhe von zwei Milliarden Dollar und 150 Millionen Dollar Finanzhilfe gewähren«, kündigte Präsident Dmitrij Medwedjew an. Die US-Regierung hingegen hatte zunächst nur zwei Millionen Dollar pro Jahr für die 2002 eingerichtete Basis gezahlt, später waren es 20 Millionen, das letzte Gebot vom Januar lag nach Angaben von US-General David Petraeus bei 63 Millionen zuzüglich 67 Millionen im Rahmen von Hilfsprogrammen.
Die Schließung der US-Basis war offiziell keine genannte Bedingung für die russische Großzügigkeit, doch Russland beansprucht Zentralasien als exklusive Einflusssphäre und möchte insbesondere das US-Militär aus der Region verdrängen. Russland ist für den kirgisischen Präsidenten Kurmanbek Bakijew auch ein zuverlässiger Verbündeter im Kampf gegen die Oppo­sition. Zwar drängte die US-Regierung nicht sonderlich intensiv auf eine Demokratisierung Zentralasiens, immerhin kritisierte sie aber im Jahr 2005, dass usbekische Soldaten 700 Demons­tra­nten massakriert hatten. Daraufhin mussten die US-Soldaten ihren Stützpunkt in Usbekistan räumen, die weniger pingeligen Deutschen durften bleiben. Nun verhandelt die US-Regierung dar­über, ob ihre Truppen nach Usbekistan zurückkehren dürfen.   js