Serie über Serien: »Tripods«

Die Rückkehr der dreibeinigen Monster

Serie über Serien. In »Tripods« gehört den Aliens die Macht über die Menschheit.

Als die britische BBC 1984 begann, die »Tripods«-Romane von John Christopher zu verfilmen, hatten Science-Fiction-Eigenproduktionen bereits eine lange Tradition bei dem Sender. Zudem fand der repressive Thatcher-Staat seinen Spiegel auf der Leinwand in den gerade gedrehten Dystopien »1984« oder »Brazil«. Science Fiction war also gefragt im Großbritannien der achtziger Jahre, und John Christophers Geschichte von den dreibeinigen Außerirdischen, die die Menschheit per Gehirnimplantat zurück ins Mittelalter versetzen und so gefügig machen, passte prima dazu.
In »Die dreibeinigen Herrscher«, wie der Titel der 1988 vom ZDF erstmals komplett ausgestrahlten Serie lautet, leben die Menschen also wieder völlig ohne moderne Technologie. Brillen und Taschenuhren sind genauso unbekannt wie Atombomben und Kalter Krieg. Die Außerirdischen werden als göttergleiche Wesen verehrt. So kommt die feierliche Implantation der »Kappe«, die den Menschen ihre Neugier raubt, einem religiösen Initiationsritual gleich.
Vor diesem Eingriff fliehen der junge Will Parker und sein Cousin Henry. Sie machen sich auf die abenteuerliche Suche nach einer sagenumwobenen Gruppe von Rebellen. Auf dem Weg schließt sich ihnen der junge Franzose Jean-Paul an, der wie sie der Kontrolle der Dreibeinigen entgehen will. Bei den Rebellen angekommen, eröffnen diese den drei Ausgebüchsten ihren verwegenen Plan: Sie sollen als Sklaven in die Stadt der Dreibeiner eindringen und dort Erkundigungen über diese einholen. Und dann – ja, was dann?
Aus der Serie erfährt man es leider nicht, denn die dritte Staffel wurde nie gedreht. Das Projekt war zu aufwändig und zu teuer geworden und deshalb innerhalb der BBC zu unbeliebt. Das große Finale und die Niederlage der Dreibeiner muss man also bei John Christopher nachlesen.
Mich beeindrucken die riesigen Gehmaschinen der Dreibeiner, die bedrohlich über friedliche Felder und Seen staksen, noch heute.
Wenn man allerdings die Serie von damals wieder rauskramt, staunt man erst mal, wie wenig eigentlich passiert. Die Dreibeiner selbst kommen kaum vor – in der Erinnerung war das aufregender. Dialoge und Handlung wirken außerdem fast so gestelzt wie die Fortbewegung der Gehmaschinen.
Dass man dann trotzdem wieder bis zum Schluss guckt, liegt nicht zuletzt an den fan­tasievollen Kostümen und Kulissen. »Die dreibeinigen Herrscher« setzte Maßstäbe bei der Bildregie für Endzeitfilme. Wer nur sieht, wie die Jungs das öde, verfallene Paris durchqueren, erinnert sich sofort an die berühmte Sequenz im jüngeren Zombiefilm »28 Days Later« von Danny Boyle. Die Serie begründete letztlich ein Genre mit, dem sich bis heute zahlreiche Produktionen angeschlossen haben: »British Post Apocalypse Television«.
Und dann der subversive Plot: Will und seine Freunde wehren sich gegen die Normierung durch die Dreibeiner, aber auch gegen die Menschen, die die Unterdrückungs-Kappe als Ehre empfinden. Die Flucht ist gleichzeitig ein Eintreten für die eigene persönliche Freiheit und Entfaltung in einer Gesellschaft. Dass diese Freiheit dann auch große Verantwortung mit sich bringt, führen die Romane aus, die Serie deutet es an.
Einmal etwas den Staub der achtziger Jahre abgepustet, ist »Die dreibeinigen Herrscher« also immer noch packende und tiefgründige Science-Fiction-Kost. Angekündigt ist, dass die Serie im März auf DVD erscheinen soll.